1843 -
Darmstadt
: Jonghaus
- Autor: Fischer, Johann Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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die aber, wo es kälter wird, zu Wasser werden, und dann
als beiße Quellen an der Oberfläche der Erde hervor-
dringen.
188. Das Erdbeben zu Lissabon im
Jahr 1755.
Es war am 1. November des Jahres 1755, als über
die große Stadt Lissabon ein Unglück kam, dessen Schrecken
kaum ihres Gleichen finden. Freundlich war die Sonne
aufgegangen; Tausende von Menschen waren in ihren
Festkleidern nach den Kirchen geeilt, als man plötzlich nach
9 Uhr ein unterirdisches Getöse, wie das Rollen eines
gewaltigen Donners vernahm, und in ihm das drohende
Vorzeichen eines Erdbebens erkannte. In demselben Au-
genblicke flüchteten die Bewohner der Stadt aus den Kir-
chen und Wohnungen auf die Straßen; aber nur einem
Theile gelang die Rettung. Von einem ^ fürchterlichen
Erdstöße wankten die Häuser; die oberen Stockwerke in
ganzen Straßen stürzten ein, und begruben die Bewohner
unter den Trümmern; selbst die festeren Bauwerke pracht-
voller Kirchen brachen zusammen und wurden der Beten-
den Grab. Ganze Straßenreihen waren niedergeworfen;
Paläste und Kirchen lagen in Schutt, und von den einge-
brochenen Gebäuden stürzten unaufhörlich Mauersteine und
Balken nach, so daß viele Menschen, welche der ersten
Verwüstung entgangen waren, erschlagen oder verstüm-
melt wurden. Auf.den freien Plätzen sammelten sich die,
welche der ersten Gefahr entronnen waren. Da sah man
Menschen aller Stände und jeden Alters zusammengedrängt,
alle von gleicher Angst erfüllt; auf den Knien liegend,
die Hände zum Himmel emporgereckt, fleheten sie Gott um
Schutz und Rettung an, oder schlugen an ihre Brust und
riefen: Herr erbarme dich unser!
Nicht lange währte es, so erfolgte ein zweiter Stoß
des Erdbebens, und warf, was von Kirchen, Palästen
und Häusern noch nicht eingestürzt war, gänzlich nieder.
In das Krachen der zusammenbrechenden Gebäude mischte
sich das Wehgeschrei des Volkes, daß es weithin gehört
wurde. Noch lauter aber erscholl es, als nach wenigen
Sekunden das Wasser des Flusses sich hoch wie ein Ge-