1843 -
Darmstadt
: Jonghaus
- Autor: Fischer, Johann Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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verwandelt, wo ein ewiger Winter herrscht. Kein Haus
stand mehr; überall sah man Trümmer und Verwüstung;
die Bäume waren entwurzelt, die Erde mit Leichen von
Menschen und Thieren bedeckt; selbst die Oberfläche des
Bodens hatte ihr Ansehen verändert. Nicht bloß die Ernte,
welche man sich versprach, war mit der bereits einge-
sammelten vom Sturme vernichtet worden; die Gärten
und Felder selbst, welche den Reichthum und die Freude
der Einwohner ausmachten, hatten aufgehört zu sein. An
ihrer Stelle sah man nur Schlamm und Sand; die Gren-
zen der Ländereien waren verschwunden, die Gräben aus-
gefüllt, und die Wege durch tiefe Abgründe zerschnitten.
Die Anzahl der Todten belief sich auf mehrere Tausende.
Viele waren von den Wogen und Strömen fortgerissen
worden, welche sich überall bis zum Meere gebildet hatten.
192. Ein Bergsturz in der Schweiz.
Im Jahre 1618 wurden der Flecken Plürs und das
Dorf Schilano in Graubündten mit allen Einwohnern auf
einmal begraben. Der reiche Flecken Plürs lag am Fuß
des Berges Konti, an beiden Ufern der Moira. Er be-
stand aus 125 Häusern, unter denen viele sehr prächtig
gebaut waren, und hatte außer seinem Handel und seinen
Fabriken noch reiche Einnahmen von dem Lavezsteine, der
im Konti in Menge gebrochen wurde. Dieser Lavezstein
hat mit dem Serpentinstein große Aehnlichkeit, ist An-
fangs weich und läßt sich schneiden, wird aber nach und
nach bart; man kann daher Oefen, Kessel, Töpfe und
dergleichen davon machen. Am 25. August 1618 fiel ein
starker Regen, der 5 ganze Tage anhielt; am 30. wurde
darauf zwar der Himmel wieder hell, aber schon in der
nächsten Nacht änderte sich der Wind und führte ganze
Wolkenberge herbei, deren Güsse ununterbrochen bis zum
3. September anhielten. Hierauf wurde das Wetter so
schön, als es in dieser Jahreszeit sein kann. Es besteht
aber der Berg Konti aus trockner, wenig zusammen-
hängender Thonerde, mit Felsen gemischt; diese war durch
den starken Regen erweicht worden, und der gegenseitige
Zusammenhang der einzelnen Stücke ließ nun nach. Schon
am Nachmittag des 3. Septembers rissen sich einige Erd-