1843 -
Darmstadt
: Jonghaus
- Autor: Fischer, Johann Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Dennoch wurde der Unwille lange Zeit nicht laut, und
Varus hielt die Herrschaft der Römer in Deutschland für
gegründet. Aber so dachte Hermann oder Arminius, ein
edler deutscher Mann vom Volke der Cherusker, nicht.
Das Joch eines fremden Volkes mit fremden und verdor-
benen Sitten, schien ihm so unerträglich, daß es unter
jeder Bedingung abgeschüttelt werden müsse. Hermann war
eines cheruskischen Fürsten Sohn, von fürstlicher Gesinnung,
und an Gestalt und Tapferkeit ein wahrer Held. Er war
als Knabe nach Nom gekommen und hatte die Römer mit
ihrer Staats- und Kriegskunst, so wie mit allen ihren La-
stern, genau kennen gelernt. Sein Haß gegen das ver-
dorbene Volk, welches' sich anmaßen wollte, freie Menschen
zu Knechten zu machen und dazu mit seinen Lastern anzu-
stecken, wurde unauslöschlich. Er kehrte zu seinem Volke
zurück, begeisterte mit seiner Rede die übrigen Fürsten und
Anführer desselben, und war an die Spitze des cherus-
kischen Bundes, der fast alle wesiphälischen Völkerschaften
umfaßte, um den verhaßten Feinden den Untergang zu be-
reiten. Varus merkte in seinem selbstgefälligen Hochmuth
nichts. Um ihn von seinem guten Lagerplatze weg in ge-
fährlichere Gegenden zu locken, mußte ein entferntes Volk
einen Aufstand erregen. Varus brach gegen dasselbe auf.
Die verbündeten Fürsten entfernten sich, zogen ihre schon
bereit gehaltenen Haufen zusammen, verabredeten den An-
griff, und als die Römer mitten in den Wildnissen des
Teutoburger Waldes waren — das war ein großer Wald
in der Gegend nach der Weser zu, von Paderborn über
Detmold nach Herford und Minden hin — so brachen die
Deutschen von allen Seiten auf sie los.
Die Römer dachten an keinen Angriff; ohne Ordnung,
mit vielem Gepäck, sogar mit einem Haufen von Frauen
und Kindern zogen sie in dem rauhen Waldgebirge daher.
Der Sturmwind brauste in den großen Gipfeln der Eichen,
und der Boden war von vielem Regen ganz durchweicht.
Die meisten mochten sich wohl in ihrem Herzen weit weg
aus diesen Wildnissen wünschen. Da kamen plötzlich aus
dem Dickicht des Waldes, von allen Höhen und aus allen
Schluchten, die Schaarcn der Deutschen, die solche Wege
und solches Wetter gewohnt waren, hervor und schleuder-
ten ihre scharfen Wurfspeere gegen die erschrockenen Römer.