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1. Theil 2 - S. 40

1864 - Mainz : Kirchheim
40 — erschienen nämlich Abgeordnete von dem türkischen Fürsten Mähm ud, in dessen Gebiet der Kaiser eingefallen war, und meldeten ihm: die beiden Kna- den befänden sich zwar in der Gefangenschaft ihres Herrn, es wolle derselbe sie aber dein Kaiser zurückgeben, da er wohl erfahren, wie lieb ihm diese Kinder wären, sobald der Kaiser auf der Stelle das Gebiet Mahmuds zu verlassen und die gemachte Eroberung und Beute zurückzugeben verspreche. Wenn der Kaiser diese Bedingungen aber nicht annehmen wolle, so werde sich Fürst Mahmud mit den beiden Knaben auf seine feste Burg am Meere zurückziehen, und ob er dort sich gleich für unbesiegbar halte, so werde er doch die Knaben auf der Stelle umbringen lassen, sobald der Kaiser einen Angriff auf die Burg wage. Er habe daher keine Hoffnung, seine Lieblinge jemals wieder zu sehen, im Fall er diesen Vertrag nicht eingehen wolle. Wie schmerzlich der Kaiser auch durch diese Nachricht überrascht war, so empörte sich dennoch sein ritterlicher Sinn gegen ein solches Anerbieten. „Sagt eurem Fürsten," rief er den Gesandten zu, „ich verachte seinen Vor- schlag; denn cs läuft meiner kaiserlichen Ehre zuwider, die Knaben durch solche Mittel zu befreien. Sagt ihm, ich würde mit Gott wohl einen andern Weg dazu ausfinden, der eines Helden und Kaisers würdig ist; er aber haste mir mit seinem Kopfe für das Leben meiner Kinder!" Mit dieser Antwort ließ er die Gesandten zurückkehren. Mahmud that hierauf, wie er gesagt hatte; er begab sich mit den beiden Knaben auf das Schloß am Meere, das für eine unbesiegbare Feste galt. Von der Landseite führte ein schmaler, leicht zu vertheidigender Damm, dessen Brücken überdies augenblicklich abgebrochen werden konnten, nach dem Schlosse.und auf der Seite nach dem Meere zu war ein großer Zwinger angelegt, in w schein eine Anzahl reißender Thiere als die sichersten, furchtbarsten Wächter des Schlosses gehalten wurden. Hier nun beschloß Mahmud zu erwarten, was der Kaiser unterneh- men werde. Er kannte die Kühnheit dieses Helden und glaubte, ihr nur auf diese Weise Schranken setzen zu können. Bisher hatte Mahmud die beiden Knaben in der strengsten Gefangenschaft und entfernt von sich gehalten; hier aber in dieser einsamen Feste sah er sie täglich und fühlte sich nach und nach zu ihnen hingezogen. — Die Knaben waren anfangs wohl sehr niederge- schlagen und besonders durch den Tod ihres Lehrers innig betrübt gewesen; bald aber, nachdem sie bemerkten, daß die Feinde einen hohen Werth auf ihren Besitz legten, hatten sie sich in ihr Schicksal gefunden; denn sie achteten sich nunmehr den übrigen Kriegern gleich und wollten nach Rittersitte und mit männlichem Muthe ihre Gefangenschaft ertragen, bis sie ihr väterlicher Freund, der Kaiser, wieder befreien werde. Es kam keine Klage mehr über ihre Lippen; sie sprachen sich gegenseitig Geduld und Muth zu, und selbst keine Bitte um Linderung ihrer schweren Gefangenschaft konnte ihnen «erpreßt werden. — Als sie unter sicherer Begleitung in die feste Burg am Meere gebracht worden waren, ließ ihnen Mahmud die Fesseln abnehmen und sie vor sich führen. Er eröffnete ihnen hier mit strengen Worten, daß der geringste Versuch, den sie
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