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1. Theil 2 - S. 121

1864 - Mainz : Kirchheim
m wird, wenn es reif ist, abgeschnitten und auf den Zuckermühlen zwischen Walzen zerquetscht und ausgepreßt. Das aber ist eine gar beschwerliche Arbeit und gefährlich zugleich. Denn da sich das Zuckerrohr nicht aufbewahren läßt, sondern schon nach vierundzwanzig Stunden verdirbt, so müsien die Neger in der Zeit der Zuckerrohr-Aernte oftmals Tag und Nacht vor den Walzen stehen und das Zuckerrohr hinhalten; da werden sie denn öfters schläfrig und kommen, ohne es zu merken, mit einem Finger zwischen die Walzen, die dann sogleich den Finger und darauf auch die Hand zwischen sich hineinrädern und ganz zerquetschen. Darum steht immer Einer mit einem scharfen Beile dabei, der sogleich den Finger oder die Hand abhaut, wenn sie hineingekommen ist, damit nicht der ganze Mensch gerädert wird. Wir Alle lasten uns den Zucker gut schmecken und wissen nicht, wie sauer es bei seiner Zubereitung unsern armen, schwarzen Brüdern geworden ist. „Wenn man," sagte vor ungefähr fünf- zig Jähren der berühmte Benjamin Franklin, „alle mit den Zucker- pflanzungen verbundenen Gräuel bedenkt, so kann man sich beim Anblick eines Stückes Zucker kaum der Vorstellung erwehren, daß es mit Menschenblut ge- färbt sei." Der ausgepreßte Saft heißt Rohrwein und gibt durch Destil- lation den Rum. Von den Zuckermühlcn wird der Saft sogleich in die Siedehäuser gebracht, wo er sich durch Kochen verdickt; die Unreinig- keiten werden abgeschäumt. Bei verstärktem Feuer wird dieses Sieden, Ab- schäumen und Reinigen wiederholt, auch Kälkwaster hinzugeschüttet, damit der Saft körnig werde. Ist der Säst dick genug, so wird er abgekühlt und gerinnt. Was noch nicht geronnen ist, wird durch Fässer mit durchlöchertem Boden ab- gelassen und kann auch noch zu einer Art gröberen Zuckers gemacht werden. Der geronnene Theil heißt nun roher Zucker, Maskovade, Puder- zucker. Man gießt ihn auch in Formen und nennt ihn dann gewöhnlich Lumpenzucker. In dieser Gestalt wird er nach Europa gebracht, um in den Zucker-Raffinerien den höhern Grad von Festigkeit und Reinigkeit zu erlangen. Er wird von Neuem aufgelös't, gekocht, mit Kälkwaster, Ochsen- blut, auch wohl Eiweiß versetzt, fleißig abgeschäumt, filtrirt und zuletzt in kegelförmige Gesäße gegossen, deren nach unten gekehrte Spitze eine Oeffnung hat. Der obere breite Theil des Zuckerhutes wird mit nasser Thonerde bedeckt, welche den Zucker durchdringt, die letzte Unreinigkeit wegnimmt und ihm die gehörige Weiße gibt. Dieser gelüutertehutzucker kommt unter verschie- denen Namen seiner Güte, Melis, Raffinade, Canarienzucker, in den Handel. Durch die untere Spitze fließt der Theil, welcher nicht in festen Krystallen angeschossen ist, und heißt Syrup. Der Candiszucker wird aus dem geläuterten, stark eingekochten Zucker gemacht, den man in kupferne, mit Fäden durchzogene Gefäße füllt, wo er sich in großen Krystallen ansetzt. Die Töpfe werden zuerst an einen kühlen Ort und dann, wie der Hutzucker, in die Trockenstube gesetzt.' Außer dem Zuckerrohre kann man noch aus manchen andern Veget^- bilien Zucker oder wenigstens einen sehr brauchbaren Syrup erhalten. Der-
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