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1. Theil 2 - S. 143

1864 - Mainz : Kirchheim
143 so listig, daß es schwer hält, sie zu tödten. Die Kugel prallt von ihrer Haut ab, und der Schuß wird nur tödtlich, wofern er die Mund- oder die Achsel- höhle trifft. Die Indianer, welche mit dem Gebrauche des Feuergewehrs wenig bekannt sind, greifen das Krokodil mit Lanzen an, sobald es sich an großen eisernen Haken gefangen hat, die, mit Fleisch überzogen, durch eine Kette an einen Baumstamm befestigt sind. Man nähert sich dem Thiere erst, wenn es durch die lange Anstrengung, sich von dem in seine obere Kinnlade einge- drungenen Haken loszumachen, ermüdet ist. 25. Die gemeine Brillenschlange. Diese durch ihr Gift äußerst furchtbare Schlange Ostindiens wird etwa 4 Fuß lang und armsdick; sie wird von den indianischen Gauklern zum Tanze abgerichtet, nachdem man ihr mit großer Verwegenheit die Giftzähne ausge- brochen und sie dadurch unschädlich gemacht hat. Man ist vor ihr in den Häu- sern nicht sicher. Sie nährt sich von Vögeln und andern kleinen Thieren. Un- gereizt soll sie den Menschen fliehen; gereizt aber muthig auf ihren Feind los- springen. Die Indianer sammeln ihr Gift und bestreichen damit ihre Pfeile, die dadurch eine solche gefährliche Wunde hervorbringen, wie der Biß der Schlange. — In einer neuern Reisebeschreibung wird folgendes merkwürdige Zusammentreffen mit einer Brillenschlange erzählt: „Wir saßen eines Abends bei einem unserer Freunde, dem Doctor M., in einem großen, luftigen Garten- saale und belustigten uns mit einer Parthie Whist. Unsere Diener — bekannt- lich bringt hier in Indien Jeder seine eigene Dienerschaft mit, wenn er einen Freund besucht — vertrieben uns mit ihren großen und kleinen Fächern die Moskitos und wehten erfrischende Lüfte über unsere Köpfe, während die Die- ner des Hauses uns mit Eis-Limonade und anderen Erfrischungen bedienten. Unser Wirth unterhielt uns nebenbei mit Kriegs - und Jagdabenteuern, als er plötzlich die Gesichtsfarbe wechselte und mit Spielen und Sprechen einhielt. „Spielt doch aus, Doctor," sagte der ihm gegenüber sitzende Hauptmann; „ihr seht ja so bleich aus, was ist euch denn?" — „Still!" antwortete M. in einem Tone, der uns Alle erschütterte, indem er stets bleicher ward. „Seid ihr unwohl?" fragte ein Anderer, im Begriffe aufzustehen und ihm zu Hülfe zu kommen. „Um Gotteswillen!" erwiderte M., indem er seine Karten niederlegte, mit leiser, erzitternder Stimme, „bewegt euch nicht, wenn euch mein Leben lieb ist!" — „Was will er sagen? Hat er seinen Verstand verloren?" fragte der Hauptmann, indem er mich verwundert ansah. „Steht nicht auf; regt euch nicht; ich beschwöre euch!" sprach wieder M. mit krampfhaftem Lächeln; „bei jeder Bewegung bin ich ein Mann des Todes." — Wir sahen einander verwundert an. „Haltet euch nur ruhig," fuhr er fort, „und Alles kann noch gut ab- laufen; es hat sich eine Brillenschlange um meinen Schenkel gewunden!" —
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