1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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schöpft. Dann läßt er sich, mit einem Stein beschwert, an einem Stricke auf
den Grund des Meeres hinab und sammelt die Muscheln in einen Sack, den
er am Halse trägt. Will er wieder herauf, so gibt er durch das Ziehen des
Stricks seinem Gesellen, der in einem Boote über ihm hält, ein Zeichen."
Im Jahre 1666 fand ein großer Perlensang an der Insel Ceylon Statt,
wo sich fünf Stunden von Manaren eine köstliche Perlenbank 3—4 Stunden
weit in die See erstreckt, und woraus früher die Portugiesen große Schätze
zogen. Am Ii. Hornung segelten 400 Fahrzeuge an diesen Ort, um daselbst
zwanzig Tage für sich und einen Tag für die holländische Compagnie zu fischen.
Am Strande hatten sie Hütten gebaut, und alle Morgen wurde ein
Stück gelöst, damit Keiner vor dem Andern abfahre. Die Bank ist 6 — 7
Klafter tief, aber das Wasser so hell, daß man die Menschen unten gehen und
die Muscheln abbrechen sehen kann. Sie setzen sich in einen Korb, an den sie
einen Stein von 30 Pfund hängen, lassen sich hinunter und brechen die Mw
schein mit einem besonderen Instrumente ab; haben sie den Korb voll, so be-
geben sie sich in die Höhe, und danach wird auch der Korb heraufgezogen.
Es geschieht aber oft, daß sie in dem Wasser todt bleiben, weil sie wegen
des starken und ungesunden Gestanks in Ohnmacht fallen und ertrinken. Haben
die Schiffe ihre Ladung, so kommen sie an's Land und legen die Muscheln in
den Sand, damit sie durch die Sonnenhitze verfaulen; daraus entsteht aber
ein solch giftiger Gestank, daß viele am hitzigen Fieber und am Kopfweh ster-
den. Zu dieser Zeit sind innerhalb sechs Wochen 1500 Personen gestorben,
theils wegen des Gestanks, theils wegen des schlechten Wassers, das der
Schlamm so weiß, wie Milch, macht. Es waren, mit Weib und Kind, wohl
200,000 Personen auf diesem Platze versammelt, welche alle das Wasser aus
einem Weiher holen mußten, der eine halbe Stunde im Umfange hatte und
in der Mitte einen Spieß tief war, nach sechs Wochen aber so seicht, daß ein
Mann hindurch gehen konnte.
Haben die Muscheln zehn Tage gelegen, so öffnen sie sich, das Fleisch
ist verfault, und man findet die Perle beinahe bloß darin liegen, oft aber in
zwanzig nicht eine, dagegen aber zuweilen zwanzig in einer. Darauf finden
sich viele Handelsleute ein. Jeder Verkäufer hat neun messingene Siebe von
verschiedenen Löchern. Die Perlen, welche durch die kleinsten Löcher fallen, werden
als Perlenstaub nach dem Gewichte verkauft. Die andern werden abgeschätzt;
die von der Größe eines Hanfkorns für etwa 2 Kreuzer, und so fort bis zu
den größten, wie eine Haselnuß, die 140 Gulden kosteten. Nachdem der Kauf
vorüber war, segelten die Schiffe nach Hause, etliche mehr mit todten und
kranken Menschen beladen, als mit Perlen.
35. Die Stau den kor alle.
Es gibt gewisse Thiere, die man auf den ersten Blick für Steine oder
Pflanzen halten sollte; wenn man sie aber genauer untersucht, so entdeckt man