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1. Theil 2 - S. 206

1864 - Mainz : Kirchheim
206 Sinne ist durch eine gewisse Feuchtigkeit verwahrt, die in dem äußeren Theile sich findet. Der Zugang zum Trommelfelle hat die Gestalt eines Trichters, damit der Schall sich nicht verliert, sondern durch die immer engeren Krüm- mungen und Höhlen endlich an den Eingang gelangt. Gleich einem Throne erhebt sich in der Mitte des Angesichts die Nase. Welche Würde sie dem menschlichen Antlitze verleiht, sieht man an den ein- gedrückten Nasen der Thiere. Sie ist gemacht, die Wohlgerüche aufzufassen, die aus den Blumen der Erde in die Höhe steigen, daher sie n5ch unten geöff- net ist, und soll zum Theile die Speisen prüfen, die wir zum Munde bringen, daher ihr Platz gerade über demselben. Was soll man von dem Munde selbst sagen! Von den Lippen, die ihn umschließen, und von der Verschiedenheit der Zähne nach ihrer Bestimmung! Was von der Beweglichkeit und Reizbarkeit der Zunge! Von dem Vermögen des Mundes, mehr oder weniger Lust zu fassen, je nachdem man lauter oder leiser sprechen will! Was vermag dies kleine Glied der Zunge! Sietröstet den Leidenden, erheitert den Fröhlichen noch mehr, reizt den Zornigen, setzt Städte in Brand und erbaut sie, schickt ganze Heere in's Mordgefilde und schafft den Frieden, stürzt und befestigt Throne. Wie Vieles verrichten und schaffen unsere Hände! Der Schöpfer theilte sie in vielfache Beugungen, damit sie desto geschmeidiger und geschickter sind, Alles zu unternehmen und zu verarbeiten. So viele Gelenke der Arm und die Hand hat, so viele Finger haben wir gleichsam. Schrieb nicht der arme Mann, der sich in der Gegend von Heinsheim aufhielt, mit den Stum- pfen seines Arms fast schöner, als Mancher mit den wirklichen Fingern! Und wie viele Vortheile erhielten wir weiter von unseren Händen, wenn die bis- herigen Vorurtheile der Erziehung den Kindern erlaubten, sich der linken, wie der rechten, zu bedienen, und dadurch beide zu gleichem Geschicke zu bilden! Aber die Mutter befiehlt dem Sohne: „Gib das schöne Händchen!" Und das gute Kind muß erst lernen, daß man zwischen den Händen einen Unterschied macht, der in der Natur nicht ist. Unter einem natürlichen Panzer von Knochen liegt das Herz, das der vorsichtige Schöpfer auf diese Art gegen gefährliche Stöße verwahrte. In ihm sammelt sich alles Blut, und es vertheilt diesen Lebenssaft wieder in die ent- ferntesten Theile des Körpers. So sammeln sich die Flüssigkeiten der Luft in dem Schoße der Erde, um aus demselben, gleichsam aus dem Herzen der Na- tur, in ewigem Kreisläufe wieder empor zu steigen und zu fallen. Die Natur- forscher berechnen, daß die Kraft, die das Herz anwenden muß, um durch sein Ausdehnen und Zusammenziehen das Blut bis in die äußersten Fingerspitzen zu treiben, hinreichend wäre, eine Last von 180,000 Pfund zu heben. Und wenn wir nun nachdenken, daß das Herz eine so ungeheure Kraft bei einem Pulse anwenden muß, und daß sie bei der unzählbaren Wiederholung in einem ganzen Menschenleben doch nicht geschwächt wird, indessen die vollkommenste, vom größten Künstler verfertigte, aus den härtesten Materialien zusammen-
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