1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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nicht ausgestanden haben, che ihn der Tod von seiner Angst und Verzweiflung
befreite! — Nun weiter!
„Ist die Schweiz stark bevölkert, und was treiben die Bewohner außer
der Viehzucht?" — Nein, Kinder! die Schweiz hat auf 750 Quadratmeilen
nicht mehr als 2,500,000 Einwohner; aber es sind brave, treuherzige und
achtbare Menschen, meist Deutsche. Diese reden die deutsche Sprache; ein
anderer Theil spricht französisch, noch ein anderer italienisch. Sie haben in
manchen Gegenden gute Fabriken und M-anusakturen; sie weben schöne Baum-
wollen- und Seidenzeuge, Bänder, Tuch und Leinwand; ihre Frauen und
Töchter klöppeln Spitzen; dann wird auch in der Schweiz viel gutes Papier
gemacht. Ferner kommen aus der Schweiz eine Menge goldener und silberner
Uhren, auch andere Goldarbeit, vorzüglich aus Genf. Mit diesen Waaren, be-
sonders aber mit Vieh, Butter und Käse treiben die Schweizer einen ansehn-
lichen Handel, und da sie aus ihren Bergen auch Eisen, Kupfer, Silber, Mar-
mor und viele andere Mineralien erbeuten, so finden auch hier eine Menge
Menschen Beschäftigung und Gelegenheit zum Handel.
Die Schweiz ist eine Republik oder ein Freistaat, der in 22 Kantone
eingetheilt ist. Der Religion nach bekennen sich einige Kantone zur katholischen,
andere zur evangelischen Kirche, noch andere sind gemischt. Die bedeutendsten
Städte sind Zürich, Bern, Basel, Genf, Luzern, Schasfhausen
u. s. f. Keine dieser Städte ist von ansehnlicher Gröfi^; denn Gens, die
größte, zählt nur 36,000 Einwohner.
3. Das Alpenleben. *
Herrlich ist das Leben des Aelplers bei schöner Witterung im Sommer,
wenn die Gebirge im Glanze der Sonnenstrahlen und in den mannigfaltigsten
Farben spielen. Seine Brust athmet frei in der reinen, erquickenden Luft; eine
milde Wärme durchdringt seine Glieder und weckt ihn zu einer Munterkeit und
fröhlichen Lust, welche ihn jeden bequemeren Zustand vergessen lassen. Wer je-
mals einen schönen Tag aus den Alpen verlebt hat, begreift die Liebe, womit
der Aelpler an seinen Bergen hängt. Aber freilich, wenn mitten im Sominer
kalte, dichte Nebel sich um das Gebirge lagern; wenn rauhe Winde Schnee-
gejtöbcr vor sich hersagen: dann verliert das Alpenleben seinen Zauber, und
der Thalbewohner steigt gern wieder in die Tiefe herab.
Seit Jahrhunderten ist das Leben des Aelplers sich ziemlich gleich geblie-
den. Wie seit den frühesten Zeiten, so noch heut zu Tage baut er seine Hütte
aus rohen, übereinander gelegten Baumstämmen oder aus kunstlos zusammen-
gefügten Steinen auf und sorgt dabei so wenig für die Bequemlichkeit, daß er
Wind und Regen kaum von seiner Schlafstelle abhält und dem Rauch keinen
andern Ausgang verschafft, als den er durch die zahlreichen Spalten und Oeff.
nungen von selbst findet. Eben so wenig hat der Aelpler sich in der Wirth.