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1. Theil 2 - S. 240

1864 - Mainz : Kirchheim
240 / <&• Dächer amphitheatralisch eingerichtet, so daß das Dach des Ortsvorstandes über alle anderen hervorragt. Hier versammeln sich auch, wie bei uns im Wirthshause, die Männer, um über allerlei wichtige Dinge sich zu besprechen. Solch' behagliches Schwatzen ist ihnen das Liebste, und sie verstehen es recht, faul mit Genuß zu sein. Die Frauen wandeln indeß in ihren langen, weißen Gewändern und Schleiern in Baumgängen aus und nieder. Sie bewegen sich mit einförmiger Ruhe und flüstern kaum zusammen, so daß sie dem Fremden, vor dem sie scheu verschwinden, fast, wie Gespenster, erscheinen. Lebhafte Kna- den spielen im Dorfe und zeichnen sich durch seltsame Mützen und weitab- stehende Ohren aus, welche zum Hören weit tauglicher sind, als die unsrigen. Das tartarische Wesen tritt uns am mächtigsten entgegen in Bagtscheh- S arai, der Hauptstadt der alten Tartaren-Khäzs, deren Glanz und Herrlich- keit noch in Palästen und Moscheen zu späteren Geschlechtern redet. Dickt an die Stadt stößt ein Zigeunerlager, das größte, das vielleicht auf der Erde zu sehen ist. Hier wird die Zeit verraucht, verschlafen oder in abenteuerlichen Melodien vergeigt. Unweit dieser Zigeunerwohnungen, die an Schmutz nur etwa von der Kleidung ihrer Bewohner noch übertroffen werden, liegt das Kloster zur Himmelfahrt, wohin alljährlich die ganze christliche Bevölkerung der Insel wallfahrtet. Die gegenwärtige Hauptstadt der Krim, Sympheropol, zeigt ein buntscheckiges Bild aller möglichen Trachten und Lebensweisen. Durchschneidet man das Land nach Osten, so kommt man nach der Hafenstadt Kassa, deren Berühmtheit durch Handel aber heut zu Tage auf Kertsch, am Eingänge des asowschen Meeres, als schwaches Bild übergegangen ist. Nordwärts^ von dieser Stadt dehnt sich eine Steppe aus, deren gefahrvolle Pfade nur von ganz leichtem Fuhrwerke befahren werden können. Im Norden läuft sie in eine Landzunge aus, die sich zwischen dem asowschen und faulen Meere hinein- zieht. Wie lachend die Südseite der Krim, so traurig ist ihre Nordseite. Wei- ter nordwärts liegt die Festung Perekop aus dem Isthmus gleiches Na- mens, welcher die Krim mit dem übrigen Rußland verbindet. Wandert man wiederum landeinwärts, so begegnet man Wüsteneien, die vom Schiffe der Wüste, dem Kameele, und von zahlreichen Karavanen durchzogen werden; ferner unermeßlichen Getreidefeldern und neben tartarischen Dörfern fremden, namentlich deutschen Niederlassungen. Als eine Merkwürdigkeit sind die Ko- lonien .der Mennoniten hervorzuheben, und auch Abkömmlinge jener Wieder- täufer finden sich hier, die einst in Münster einen blutdürstigen Schneider zum Propheten und Könige erwählten. Die Krim ist ein reichbegabtes und schön ausgestattetes Land, aber es ist verwüstet durch seine Schicksale, die siebenzig verschiedene Volksstämme in dasselbe einführten. 16. Griechenland und die jonischen Inseln. Griechenland, das Jahrhunderte hindurch ein Theil des türkischen Rei- ches war, ist ein äußerst gebirgiges Land und besteht aus vielen Inseln, der
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