1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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wieder hinunter. Auf dem Olymp rathschlagten die großen Götter.
Zwölf an Zahl, bildeten sie den Rath der Alten. Zeus war ihr Haupt.
Sic entschieden die Geschicke der Welt und die Angelegenheiten des Himmels.
Die übrigen Götter gehörten zur allgemeinen Versammlung, welche Zeus
in wichtigen Dingen berief. Krystallne Paläste bedeckten des Berges Gipfel,
der Götter Wohnung, denen kein Sterblicher zu nahen sich erdreistete.
So erzählt die Mythe (Sage) der Griechen. Schon lang vor dem Eindringen
des Christenthums war auch der Heiligenschein verschwunden, der den Olymp
so lang umhüllt hatte. —
Versetzen wir uns auf seinen Gipfel! Welch ein Umblick! Ein Land
breitet sich vor uns aus, in dem ehemals zwanzig berühmte Völkerschaften
lebten. Dies jetzt so entvölkerte Thessalien und jenes verwüstete Altgriechen-
land, sie zählten einst über hundert mächtige Städte; ihre blühenden Felder
waren mit Dörfern und Flecken bedeckt; überall drängten sich Wohnungen,
Tempel und die Denkmäler des Gedeihens, des Ucberslusses, der Gesittung
und Bildung. — Der Griechen Uuternehmungsgeist, ihr Sinn und ihre Kraft
höhlten an diesen Küsten tiefe Häsen aus, trockneten pesihauchende Sümpfe
und bedeckten die verödeten Gewässer mit ihren Schissen, deren Flaggen alle
damals bekannten Meere beherrschten. Was ist geworden aus all' diesem in
der Spanne Zeit von anderthalb Jahrtausenden? Von den meisten Orten der
Vorzeit kennt man ihre Stätte nicht mehr. Wilde Thiere Hausen in den Rui-
nen der Paläste der Könige; Herden weiden auf der Schwelle der eingestürz-
ten Tempel, und auf der unwirthlichen Höhe, von welcher Zeus seine Blitze
schleuderte, horstet der Adler nur noch. Versumpft sind die Küsten und hauchen
Seuchen aus; die Häfen sind verschlammt oder vertrocknet; die wenigen
Städte gleichen Skeletten; die allgemeine Armuth ist an die Stelle des Reich-
thums, Mangel und Entbehrung sind an die des Nebenflusses getreten; das
ganze Land, einst der Schausplatz so vieler Pracht, ist ein Bild der Verödung
und des Elendes.
Un ga rn ist ein grosses, weitläufiges Ressel fand, rings um-
her von Ge bi rge n, den Karpathen, Alpen u. s. w. umgeben.
Die Flüsse dieses Kessels find die Donau und die The iss, die
Drau und die Sau. Alle vier Flüsse führt daher auch Ungarn in
seinem Wapp en. — Die beiden Hauptslüsie, die Theils und
die Donau, bahnen durch den Kesselrand des Landes an drei Stel-
len Thore oder Eingänge, durch welche von jeher Volker-
strömungen Statt fanden: im Westen bei P ressb u rg, im Sü-
den bei Belgrad und im Osten bei den Quellen der
Theils.
Durch das Hauptthor bei Pressburg kam Ungarn mit
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