1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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mit Wein u. s. w., wodurch ein sehr lebhafter Seehandel zwischen Amerika
und Europa unterhalten wird.
31. Die vereinigten Staaten von Nordamerika.
Dies jetzt so blühende Land war vor zweihundert Jahren ein undurch-
dringlicher Wald, in welchem nur wilde Indianer und wilde Thiere wohnten.
Aber eine gewaltige Veränderung ist mit diesem fruchtbaren Lande seit jener
Zeit vorgegangen. Hier stoßen wir bei einem milden Klima auf wohlbebaute
Fluren, auf herrliche Wiesen; hier treffen wir jetzt große Städte mit pracht-
vollen Palästen, und allenthalben begegnen wir gebildeten Europäern, zum
Theile Deutschen. Vortreffliche Landstraßen und Canäle fördern den Handel.
— Seit etwa zweihundert und fünfzig Jahren ließ sich an den Küsten dieser
Länder eine Anzahl Engländer nieder, welche ihrer katholischen Religion we-
gen ihr Vaterland verlassen hatten. Andere kamen hierher, um in den frucht-
baren Landstrichen einträgliche Handelsprodukte anzubauen. Diese Ansiedler
betrachtete man fort und fort als englische Unterthanen. Sie gaben sich aber
ihre eigenen Gesetze, und der König bestätigte dieselben. Die meisten Einwoh-
ner beschäftigten sich mit Ackerbau und Handel; an Fabriken und Gewerben
fehlte es gänzlich, und man mußte deßhalb sehr viele Bedürfnisse aus dem
Mutterlande beziehen. England verlangte starke Abgaben; namentlich erhöhte
man die Theesteuer. Dadurch entstanden Unruhen, und die Amerikaner ließen
in Boston 18,000 Pfund englischen Thee in's Meer werfen. Die Regierung
wollte Gewalt brauchen; aber die Colonisten griffen zu den Waffen. 1774
traten dreizehn Provinzen zu einem Bunde zusammen und erklärten sich 1776
für frei und von England unabhängig. Der kriegskundige Washington
stellte sich an die Spitze der Truppen und der umsichtige Franklin leitete die
Staatsangelegenheiten. Spanien und Frankreich unterstützten die Amerikaner,
und so gelang es denselben, es dahin zu bringen, daß England im Jahre
1783 die vereinigten Staaten für unabhängig erklären mußte.
Die freie Verfassung, die weise Gesetzgebung hoben den Verein zusehends.
Aus allen Ländern Europa's strömten neue Ansiedler hervor. Man lichtete die
Wälder, leitete die Sümpfe ab, trocknete Moräste aus. In wüsten Gegenden
entstanden Städte und Dörfer. Die Indianer wurden immer weiter in die
Gegenden des Mississippi zurückgedrängt, oder sie gewöhnten sich an die euro-
päische Lebensweise. Viele dieser Völker sind mit ihrer Sprache und ihren
Sitten im Laufe der letzten Jahrhunderte spurlos von der Erde verschwunden.
’ Das Land enthält größtentheils Ebenen (Savannen), welche von einigen
dichtbewaldeten Gebirgen durchzogen werden und außerordentlich fruchtbaren
Boden haben. Das Klima im Norden ist im Winter rauh und streng, im
Süden aber, wie in Italien. Im Norden wird erst im Mai Alles grün; aber
sogleich tritt auch der heiße Sommer ein; im September herrscht diech^ückendste
Hitze, und im Oktober zeigen sich schon Nachtfröste. Im Wessen ist die Luft
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