1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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dem Neu-Seeländischen Flachse (aus dem treffliches Tauwerk und
Netze verfertigt werden, und von dem die Briten namentlich 1835
für 14,000 Pfd. Stelling ausführten) die Bergsichte oder Neu-Seelän-
difche Eiche, die eine Höhe von mehr als 100 Fuss erreicht. Vonvier-
füfsigenthieren haben manche der kleineren infein gar keine eigen-
thümlichen Arten, andere nur Hunde, welche hier gegessen werden,
Schweine von besonderer Art u. f. f. Das australische Festland besitzt
von den grossem Thieren der alten und neuen Welt nicht ein ein-
ziges, hat dagegen Thierarten, die man sonst nirgends findet, und
wohin insbesondere das Känguruh und das Schnabelthier gehören.
Ueberhaupt zeichnet sich Neuholland durch manche Seltsamkeit im
Thier- und Pflanzenreiche aus. So gibt es hier z. B. auch weifse
Adler und Papageien, die, wie die hühnerartigen Vögel, ihr Futter
auf der Erde suchen, und was das Pflanzenreich betrifft, so finden
sich hier mannshohe Grasarien, baumhohe Schilfärten, Birnen, deren
Stengel am breiteren Ende befindlich find, Kirschen, deren Stein an
der Aufsenfeite wächst, Bäume, deren lederartige Blätter senkrecht
auf den Stengeln fitzen, die nicht ihr Laub, sondern ihre Rinde mit
den Jahreszeiten wechseln und dergleichen mehr.
Was nun endlich die Bevölkerung betrifft, die mit Ausnahme
von Vandiemensland, wo jetzt nur Europäer wohnen, Neuholland
und einem Theile der Südfee-Infeln, wo ebenfalls die europäische
Bevölkerung überwiegend ist, nur aus Eingeborenen besteht, so ge-
hören die von Neu-Guinea, Neu-Caledonien und Neu-Britannien
ausschliesslich zu den Auftrainegern, dagegen die aller übrigen In-
seln Australiens mehr oder minder den Malayen an. Alle Australier
waren bei Ankunft der Europäer völlig wild; einige, namentlich die
Neuholländer, in thierischer Rohheit; andere nicht ohne Spuren
einer Kultur, sanften Gemüths und wenigstens für Bildung sehr em-
pfänglich. Ihre Religion war und ist (wo das Christenthum noch
nicht Eingang gefunden hat) noch der Fetischismus und zwar meist
in den abenteuerlichsten und schrecklichsten Gestalten, mit — Men-
schenopfern und Menschenfresserei verbunden. Es gibt Menschen-
fresser noch auf einigen Inseln des indischen Archipels (Infelmeeres);
es gibt Menschenfresser unter den Negerftämmen in Afrika ; es gibt
deren sogar noch unter den einzelnen Indianerstämmen in Südame-
rika: aber nirgends ist oder war diese teuflische Sitte so weit ver-
breitet, wie auf den Südfee-Infeln. Auf den Fidschi-Inseln wurde
1813 ein grosser Theil der Mannschaft des englischen Schilfes „Hur-
ter“ von den Eingeborenen erschlagen, sofort gebraten und verzehrt.
Auf diesen nämlichen Inseln herrschte auch der entsetzliche Gebrauch,
Kriegsgefangene in zusammengebundener kauernder Stellung leben-
dig in den Bratofen zu stellen, um durch dieses langsame Braten das
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