1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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und überhaupt bedeutet Flötzen oder Flößen ein Aussetzen durch's Wasser, was
offenbar jene Gebirge hervorgebracht hat. Diese Gebirge enthalten zwar nicht
so viele Erze, als die Urgebirge, doch an manchen Orten einen sehr kupferrei-
chen Schiefer, auch etwas Blei und Galmei und sehr viel Eisen.
Den losen Sand, Lehm und Töpferthon, die in unseren Ebenen liegen,
und woraus auch die Hügel bestehen, die man da sieht, nennt man auf ge-
schwemmtes Land. Da findet man außer dem Lehme und Töpserthone
und außer Braunkohlen nicht viel Besonderes. Ueber allen diesen Gebirgsar-
tcn liegt dann die Damm- und Gartenerde.
45. Das Innere der Erde.
Tief ist der Mensch freilich noch nicht in die feste Erdrinde
eingedrungen, die er bewohnt. Denn obgleich die tiefsten Berg-
schächte in Tyrol und Böhmen über 3000 Fuss hinunter in die
Erde gehen, so ist es doch, wie gar Nichts zu rechnen, gegen die Dicke
unseres Erdkörpers, von seiner Oberfläche bis zu seinem Mittel-
punkte. Denn diese Dicke beträgt über 10 Millionen Ellen. Dagegen
ist die Höhe, auf welche der Mensch hier auf seiner lieben Erdober-
fläche aus feinen Thälern und Ebenen hinaufgestiegen ist, schon un-
gleich beträchtlicher; denn der schöne Ortlesberg in Tyrol ist
über 12,000 Fuss, der (jhimborasso in Amerika 20,000 Fuss und
das H i mal a y a- Ge birge in Asien 26,000 Fuss hoch.
Wenn man nun Alles das, was die Menschen bei ihrem Hinun-
tergraben in die Tiefe beobachteten, zusammennimmt und dann mit
dem vergleicht, was die Naturforscher beim Hinaufsteigen auf die
höchsten Berge gefunden haben, so hat man Alles beisammen, was
wir über den Bau des festen Erdkörpers bis jetzt wissen. Dies be-
steht ungefähr in Folgendem : \
„Tief unter der Erdoberfläche, auf der wir wohnen, scheint es
grosse Höhlen zu geben, die wohl meistens mit Wasser ausgefüllt
fein mögen. Denn bei grossen Erdbeben, wie sie zuweilen in Asien
und auch bei uns in Europa und Amerika zugleich waren, hat sieh
die Erschütterung öfters fast zu nämlicher Zeit über eine Strecke
von mehreren tausend Meilen , z. B. im Jahre 1755 von Lissabon
bis hinüber nach Amerika verbreitet.
In der Tiefe der Erde muss aber auch, wenigstens an manchen
Orten, Feuer oder sonst eine Ursache sein, welche grosse Wärme um
sich her verbreitet. Denn wenn man in manche Bergschächte in
England, die zum Theile unter den Meeresgrund hinabreichen,
und auch in einige Bergschächte des sächsische n Erzgebirges
hinuntersteigt, findet man da nicht bloss die gewöhnliche Wärme,
welche die Keller im Winter haben, und die nur daher kommt, dass