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1. Theil 2 - S. 302

1864 - Mainz : Kirchheim
302 50. Bewegung der Erde. Wie geht es nun aber zu, daß die Erde, die doch eine Kugel ist, an allen Seiten erleuchtet und erwärmt wird, und daß wir die Sonne bald höher, bald niedriger am Himmel stehen sehen, oder mit andern Worten, Tag und Nacht, Sommer und Winter haben? Urtheilet ihr nach dem Augenscheine, so werdet ihr sagen: „Die Sonne läuft um die Erde; denn Morgens sehen wir sie im Osten auf-, Abends im Westen untergehen, und am folgenden Morgen kommt sie wieder an dem ent- gegengesetzten Punkte im Osten hervor. Sie hat aber das Jahr hindurch nicht ganz dieselbe Bahn, sondern kommt die eine Halste des Jahres immer höher am Himmel herauf, und die andere Hälfte bleibt sie in demselben Verhältnisse immer weiter zurück." Allein dies ist eine bloße Täuschung. Nicht die Sonne läuft um die Erde, — die Sonne steht an ihrem Orte still und dreht sich nur immer um sich selbst herum, — sondern die Erde läuft um die Sonne, indem sie sich da- bei immer um sich selbst dreht. Gelehrte Männer haben dies freilich erst vor etwa 300 Jahren herausgebracht und durch mancherlei Gründe außer Zweifel gesetzt. Ihr werdet nicht sagen: „Wir sehen doch mit unsern Augen die Sonne sich bewegen," wenn ihr euch ähnlicher Erscheinungen erinnert, bei welchem ihr die Täuschung zu erkennen im Stande seid. Seid ihr wohl schon einmal auf einem Schifflein gefahren, welches saust und ruhig auf dem glatten Was- serspiegel dahin schwanrnl? Wenn ihr da auf dem Boden des Kahnes oder auf einen euch gegenüber Sitzenden sahet, kam es euch nicht vor, als wenn das Schiff mit euch still stände, und schautet ihr hinaus nach den Bäumen und Sträuchern des Ufers, sah es nicht aus, als wenn sie davon liefen. Eben so ist es mit der Erde und der Sonne. Weil Alles auf der Erde. sich mit dreht, und die Bewegung rasch und ohne Hinderniß vor sich geht, merken wir Nichts davon, und wir meinen, die Sonne bewege sich. Tag und Nacht, Sommer und Winter entstehen also durch die Bewegung der Erde. Diese ist, wie schon angedeutet, eine zweifache: 1) bewegt sie sich um sich selbst und 2) um die Soune. Denken wir uns die Erde mit ihrer ku- gclähnlichen Gestalt in ihrer Umdrehung von Westen nach Osten, so können wir zwei entgegengesetzte Punkte auf ihr bezeichnen, zwischen welchen gleichsam sie sich umdreht. Diese beiden Punkte nennt man die Pole, den Nord- und den Südpol. Von einem Pole zum andern denkt man sich eine Linie mitten durch die Erde gezogen, und diese heißt die Erdachse. Wiederum denkt man sich eine Linie, die um die ganze Erde läuft, von jedem Pole gleichweit ent- fernt, und dies ist der Aeguator oder Gleicher, von den Schiffern die Linie genannt. Stände die Erde still, so könnte, da auch die Sonne nicht um sie herum läuft, immer nur eine Seite derselben erleuchtet sein, und die Men- schen, welche auf der gegen die Sonne gerichteten Hälfte wohnten, hätten im- mer Tag, die auf der andern Seite lebenden immer Nacht. Aber die Weisheit
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