1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Monden; aber sie sind auch wieder wesentlich von diesen verschieden. Die
Planeten bewegen sich uw. die Sonne in länglichrunden (elliptischen) Bahnen,
welche vom Kreise wenig abweichen. Die Kometen bewegen sich zwar auch
um die Sonne, aber in so ausgestreckten Bahnen, daß ihr Lauf säst geradlinig
wird. Darum sind sie einmal der Sonne näher, ein andermal viel weiter von
ihr entfernt. Wenn so ein Komet einmal um die Sonne herum ist, so zieht er
in einer langen Richtung hinweg, und wenn er alsdann dreißig oder hundert
oder viele hundert Jahre lang weiter und weiter hinweggezogen ist, so kehrt er
um und braucht wieder eben so viele Zeit zu seiner Herreise, und selten Einer,
der ihn zum ersten Male gesehen hat, wartet's ab, bis er wieder kommt, son-
dern legt sich schlafen und bekümmert sich nachher nicht mehr darum. Aber es
ist aufgeschrieben, daß ein Komet im Jahre 1456, einer 1531, einer 1607
und einer 1683 am Himmel gestanden hat. Weil nun immer von einer Zeit
zur andern ungefähr ein Zeitraum von 75—76 Jahren verflossen waren, so
behauptete ein gelehrter Btann, Namens Halley, es sei allemal der nämliche
gewesen, und er müßte 1759 wiederkommen, was auch richtig geschehen ist,
und so ist er 1835 ebenfalls wieder erschienen. Man nennt ihn denhalley'-
schen Kometen. — Ist ein Komet sichtbar, so ist's eine eigenthümliche Er-
scheinung am Himmel, und man erkennt ihn gleich vor allen andern Sternen.
Seine Größe ist gewöhnlich nicht auffallend, aber er ist geschmückt mit einem
langen Strahlenschweife, der hinter ihm herzieht und sich manchmal, wie bei
denen von 1769 und 1857, über einen großen Theil des Himmels erstreckt.
Man weiß noch nicht gewiß, was es mit diesem Schweife für eine Bewandtniß
hat. Vielleicht ist er nur der Schatten von Sonnenstrahlen, die durch den dun-
stigen Kometen hindurchfallen; denn ein Komet hat keine so feste Maste, wie
unsere Erde oder ein anderer Planet. Einige sehen aus, wie ein bloßer Dunst,
also, daß man durch sie hindurch Sterne will gesehen haben, die hinter ihnen
stehen. Andere sind zwar schon etwas dichter, haben aber doch, durch gute
Fernrohre beobachtet, das Ansehen, als wenn nicht Alles recht daran an
einander hinge. Einige Gelehrten wollen jedoch behaupten, daß ein solcher
Komet auf seiner langen Reise immer dichter werden und zuletzt die völlige
Natur und Eigenschaften eines Planeten annehmen könne.
Unsere Geschichtsbücher erwähnen nahe fünfhundert Kometen, die sich
den Erdbewohnern gezeigt haben sollen. Allein wie viele mögen in früheren
Zeiten unbeachtet vorbeigegangen sein, weil man noch keine Fernröhre hatte,
und wie viele mögen noch unbemerkt geblieben sein, weil trübe Witterung
herrschte. Ohne Zweifel ist ihre Anzahl sehr groß. Die Umlausszeiten dersel-
den um die Sonne sind höchst verschieden; einige rollen schon in wenigen
Jahren, andere in Jahrtausenden um die Sonne. Der Aberglaube sieht in
dem Erscheinen der Kometen oft allerlei Zeichen für Unglück, z. B. Krieg u.
s. w., während verständige Leute in ihnen — wie in den andern Himmels-
körpern — die Allmacht und Weisheit Gottes erkennen, der allen ihre Bahnen
vorgezeichnet hat. ,,