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1. Theil 2 - S. 330

1864 - Mainz : Kirchheim
330 nun etwas Neues vorzubringen hatte, der stellte lieh darauf, und das müi'sige Volk —- stets begierig, etwas Neues zu hören, drängte sich umher und hörte zu, — hörte auch damals zu, als Paulus predigte. (Apostg. 16, 13. und 33.) Dessen Predigt mochte aber nicht sonderlich gefallen ; denn er lobte nicht, wie die andern Fremden, ihren Reich- thum und Glanz, sondern war ergrimmt im Geiste, dass er an allen Strassenecken Götzenbilder erblickte, und predigte ihnen den „un- bekannten Gott.“ Ihre Gesetze hatten die Athener von einem weisen Manne, mit Namen Solon, erhalten. Da sie sich aber nicht nach seinen Gesetzen richteten, ging er voll Kummer ausser Landes, reiste in der Welt umher und kam unter Andern nach der Stadt Sardes in Lydien. Hier wohnte der reiche König Krösus, der in seinem Unverstände meinte, er sei der glücklichste Mensch in der Welt, weil er der reichste wäre. Nun, er war ein Heide, und so darf man sich denn über seinen Wahn nicht sonderlich wundern. Kaum hörte dieser: „Der weltberühmte S ol o n ist in Sardes angekommen,“ so liess er ihn auch schon zu sich bitten. Solon kam. Vor Freude beinahe ausser sich, führte ihn Krösus in seinem Palaste umher und zeigte ihm die Pracht seiner Gebäude; aber Solon blieb stumm und gleichgültig. Krösus zeigte ihm die Herrlichkeit seiner Zimmer und Möbel; — aber Solon blieb immer noch stumm und gleichgültig. Krösus zeigte ihm feine grossen Hausen Geldes; aber Solon sah sie an, als wären es Kieselsteine und blieb auch hier stumm und gleichgültig. Darüber verwunderte sich Krösus und fragte ärgerlich: „Aber, du sonder- barer Mann, bist ja so gleichgültig; hältst du mich denn nicht für den glücklichsten Menschen in der Welt?“ „Bewahre,“ antwortete Solon, „dein Glück kann sich bald wenden, und du kannst noch der unglücklichste Mensch unter der Sonne werden. Von keinem Men- schen kann man, so lang er noch lebt, behaupten, er sei glücklich ; erst wenn er gestorben ist, kann man sagen: „Er war glücklich oder unglücklich!“ Das Wort that dem übermüthigen Könige gut und hat ihm später das Leben gerettet und einen andern König vor einer Grausamkeit bewahrt. 10. Sokrates. Wir Haben schon an Solon gesehen, daß nicht jeder Athener so leicht- sinnig war, wie der große Haufen. Es gab rühmliche Ausnahmen. Eine solche Ausnahme machte auch Sokrates, eines Bildhauers Sohn und seines Ge- schäftes selber ein Bildhauer. Der dachte,- wie manche andere Weisen seiner Zeit, darüber nach: „Worin mag wohl des Menschen höchstes Glück bestehen, und wann wird er wohl schon hier auf Erden vollkommen selig sein können?"
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