1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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jetzt sehr nöthig; denn der persische König, Darins Codomannus, war
mit einem großen Heere im Anmarsche. Da entschloß sich sein treuer Arzt
Philippus, ein gefährliches, aber entscheidendes Mittel anzuwenden. Wäh-
rend er damit beschäftigt war, den Trank zu bereiten, erhielt Alexander von
seinem treuen Generale Par men io einen Brief, worin dieser ihm schrieb:
„Alexander, wenn dir dein Leben lieb ist, so trau' dem Philipp nicht; denn er
ist von Darius bestochen, daß er dich vergifte!" — Alexander legte den Brief
unter sein Kopfkissen. Philipp trat herein mit ruhiger, freier Miene; mit fester
Hand reichte er Alexandern den Becher, und dieser nahm ihn mit der einen
Hand, während er mit der andern dem Philipp den Brief reichte. Während
Philipp las, trank Alexander ruhig die Arznei. Der Arzt war entrüstet über
diese Verläumdung; doch Alexander suchte ihn zu beruhigen mit den Worten:
„Der Ausgang wird dich rechtfertigen." Wirklich wurde Alexanders Vertrauen
durch eine schleunige Genesung belohnt; denn schon am dritten Tage stand er
wieder an der Spitze seines jubelnben Heeres. Unterdessen war Darius Codo-
mannus niit einem Heere von einer halben Million herangerückt. Bei dem
Städtchen Jssus trafen die Heere auf einander; aber trotz der großen Ueber-
zahl wurden die Perser von den Macedoniern geschlagen. Schrecklich war das
Gemetzel; über 100,000 Perser blieben in der Schlacht. Darius sprang aus
seinem Wagen, ließ Mantel, Schild und Bogen zurück, warf sich auf sein
Pferd und jagte, ohne anzuhalten, Tag und Nacht fort. Seine Mutter, seine
Frau, zwei Töchter und ein Sohn, das ganze Lager, voll von den größten
Kostbarkeiten, fielen den Siegern in die Hände. Die gefangene Familie des
Darius brach in lautes Wehklagen aus, weil sie glaubte, daß Darius erschla-
gen sei. Alexander aber tröstete sie und gab ihnen die Versicherung, daß Da-
rius noch lebe. Er behandelte die hohen Gefangenen mit der größten Güte,
als wäre die Familie eines Freundes zu ihm auf Besuch gekommen. Darauf
zog er längs der Meeresküste weiter, eroberte Tyrus, die berühmteste Handels-
stadt der alten Welt, dann Palästina, ging nach Aegypten, eroberte es und
legte an der Mündung des Nils eine Stadt an, die er nach seinem Namen
Alexandrien nannte.
Jetzt erst wandte sich Alexander wieder nach Asien, um Darius zu ver-
folgen und die Eroberung des persischen Reiches zu vollenden. Er traf das
persische Heer zwischen den Städten Arbela und Gaugamela (in Asiyrien).
Die makedonischen Feldherrn, erschrocken über die ungeheure Macht der Per-
ser, riethen am Atzende vor der Schlacht Alexandern, den Feind lieber in der
Nacht anzugreifen. Alexander aber antwortete: „Nein, stehlen will ich den
Sieg nicht!" und legte sich sorglos zur Ruhe. Am andern Morgen weckte ihn
Parmenio und sprach: „Du schläfst ja so fest, als wenn du schon gesiegt hät-
test!" „Glaubst du denn nicht," antwortete Alexander, „daß wir schon so gut
wie gesiegt haben, da wir den Darius vor uns haben?" Der Kampf war sehr
hitzig; die Perser fochten, wie Verzweifelte; doch Alexanders Kriegskunst
siegte. Durch diesen Sieg wurde er Herr des großen persischen Reichs. — Der