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1. Theil 2 - S. 353

1864 - Mainz : Kirchheim
353 wind, der die Fahrt rasch förderte. Bald war alles Land verschwunden. Ein entsetzlicher Gedanke für Menschen, die sich zum ersten Male auf einem von der ganzen lebendigen Welt abgeschnittenen Gezimmer von Balken und Bret- tern den wilden Wogen Preis gegeben sahen; rings umher Meer und Him- mel, immer weiter und weiter fortgetrieben, von einem Verwegenen angeführt, der keine andere Kunde vom Ziele hatte, als die, welche seine Einbildung ihm vorspiegelte! Wahrlich, es war den Beherztesten nicht zu verdenken, wenn ihnen bange wurde; wenn sie den Rasenden verwünschten, der mehr als hundert Menschen so kaltblütig, wie es ihnen schien, mit in sein eigenes Ver- derben zog. Columbus flößte ihnen indessen durch seine eigene Ruhe Bewunderung und Vertrauen ein. Unermüdet stand er mit Senkblei und Beobachtungsin- stxumenten auf dem Verdecke, schlief nur wenige Stunden und zeichnete auch das kleinste Ereigniß auf. Wo er Angst und Traurigkeit bemerkte, da redete er freundlich zu; die Murrenden heiterte er mit Versprechungen auf. Der Wind blies immer starker, und die Schiffe flogen, wie Pfeile, dahin. Am 1. October waren sie schon 707 Seemeilen von ihrer Heimath entfernt. Ihre Angst wuchs von Stunde zu Stunde. Da zeigte sich ihnen ein Hoffnungsstrahl. Ein ganzer Schwarm Vögel setzte sich aus ihre Masten nieder. Aber sie wußten noch nicht, daß die Seevögel viele hundert Meilen weit fliegen können. Einige Tage später war die See mit grünem Me er grase bedeckt, so daß die Schisse in ihrem Laufe fast aufgehalten wurden. Aber Gras und Vögel verschwanden wieder, und die Armen sahen sich auf's Neue auf dem weiten öden Oceane allein. Da brach unter der Mannschaft der Sturnr des Aufruhrs endlich los; Einige faßten sogar den verruchten Gedanken, den Columbus, wenn er sich weigere, zurückzukehren, über Bord zu werfen. Columbus stellte sich, als ob er ihre meuterischen Absichten gar nicht merke, und es gelang ihm noch- mals, sie durch sein heiteres Vertrauen zu besänftigen; er erklärte, daß er mit seinen bisherigen Fortschritten zufrieden sei und gewisse Hoffnung habe, sein Ziel bald zu erreichen. Vögel erschienen und verschwanden wieder; die Sonne ging auf und unter, und die Schiffe flogen noch immer pfeilschnell itach Westen. Die Angst der Schiffsleute verwandelte sich in Verzweiflung, und sie erklärten, daß sie nicht weiter gehen würden. Da entfaltete Columbus die ganze Kraft seines Geistes. M'.t Festigkeit erklärte,er ihnen, es sei Alles umsonst, er werde von dem Unternehmen nicht abstehen, bis er mit Gottes Hülfe Indien gefunden habe. — Schwerlich aber würde er im Stande gewesen sein, die verzagte meu- terische Rotte noch länger im Zaume zu halten, wenn sich nicht am folgenden Tage bestimmtere Spuren von der Nähe des Landes gezeigt hätten. Rohr und ein Baum äst mit rothen Beeren schwammen auf sie zu, und sogar einen künztlich geschnitzten Stab fischten sie auf. Die Sonne war eben unter-, gegangen. Columbus befahl, sorgfältige Wache zu halten, um nicht etwa bei Nacht auf Klippen zu stoßen. Dem, welcher zuerst Land erblicken würde, versprach er eine große Belohnung. Die größte Aufregung herrschte auf den Kicsfrr, Lierttl Lks«buch. Ii. 23
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