1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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27. Washington. F r a n k J i n.
Der nördliche Theil Amerika’s wurde erst spät von den
Europäern angebaut; denn die ganze Gegend schien ihnen bei ihrer
erlten Landung nur eine grosse Wildniss und das Klima sehr rauh
zu lein. Dichte Urwälder, in denen wilde Indianer ihr Wesen trie-
den, und unermessliche Sümpfe schreckten die ersten Europäer von
diesen unwirklichen Gegenden ab, in welchen sie nicht, wie an den
schönen Küsten Mexiko’s und Peru’s, Gold und Silber zusam-
menraffn konnten. Erst 1584 wurde von England aus die erste
Colo nie gegründet und zu Ehren der Jungfrau-Königin Elisabeth
Virgin ien genannt. Dies erste Beispiel fand bald Nachahmung.
Zwar hatten die Colonisten viel von den Angriffen der Wilden zu
leiden, allmählig aber trat ein erträglicher Verkehr, besonders durch
den Handel, zwischen den Ureinwohnern und den Ansiedlern aus
Europa ein. Mit jedem Jahre kamen nun Einwanderer auch von an-
deren europäischen Nationen herüber, grösstentheils unternehmende,
freiheitsliebende Männer, die, um den kirchlichen oder bürgerlichen
Bedrückungen im Mutterlande zu entgehen, in dem neuen Eidtheile
einen Zufluchtsort suchten und fanden. So entstand eine lange Reihe
von Niederlassungen und von Ansiedler-Gebieten oder Provin-
zen, unter denen Pe n sy 1 v a n ien mit der Hauptstadt Philadel-
phia sich besonders hervorthat.
Alle Colonisten, aus welchem Lande sie immer waren, erkann-
ten die 0 b e rh oheit Englands an und trieben fast ausschliesslich
Handei mit diesem Reiche; England seinerseits pflegte auch die
nordamerikanischen Colonien und schützte sie gegen alle
auswärtigen Angriffe. Es brachte sie durch grossen Aufwand zu einer
solch n Blüthe, dass die Zahl der Bürger binnen 150 Jahren zu drei
Millionen anwuchs. Desshalb verlangte aber England auch Abga-
den, welche die Amerikaner jedoch nur unter der Bedingung ent-
richten wollten, dass sie dieselben durch ihre Abgeordneten, welche
man in das englische Parlament aufnehmen sollte, erst bewilligten.
England bedachte nicht, dass den Staatsbürgern, welche gleiche
Pflichten haben, auch gleiche Rechte gebührten, und dass man die
Mündiggewordenen auch als solche behandeln und ihnen Theilnahme
an der Gesetzgebung und Steuerumlegung zugestehen müsse; es wies
die Forderungen der Amerikaner zurück, legte ihnen die Stempel-
akte, nach der sie zu allen kaufmännischen und gerichtlichen Ver-
handlungen Stempelpapier gebrauchen sollten, und dann die Zoll-
akte auff die für die Einfuhr von Thee, Glas, Papier und Bleivveils
eine massige Abgabe verlangte. Der Ausführung beider Verord-
nungen, als ohne ihre Zustimmung gegeben, widersetzten sich die
Colonisten thätlich und wurden in der Ueberzeugung von der Recht-