1853 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Verkauf nicht ausbleiben. Die Stadt hat durchaus ein neumodisches
Ansehen. Nur wenige Straßen sind eng und krumm, einige sind wohl
eine Viertelmeile lang und bestehen aus lauter großartigen Häusern.
Eine dieser Straßen ist sehr breit und mit vier Reihen Linden bepflanzt.
Sie dient als Spaziergang und führt nach dem schönen Branden-
burger Thore und durch dieses in einen Lustwald, welcher der Thier-
garten heißt; in der Mitte der Stadt geht sie von einem sehr schönen
Platze aus, an welchem das alte königliche Schloß, das Museum,
das Zeughaus, das Universitätsgebäude, das Opernhaus, die
königliche Bibliothek, die St. Hedwigskirche und noch andere
palastähnliche Gebäude liegen. Von den vielen übrigen öffentlichen
Gebäuden soll hier nur noch das von mehr als 1000 Personen be-
wohnte Invaliden haus erwähnt werden, worin für hülflose, im
Kriege verstümmelte Soldaten Sorge getragen wird. —
Außer vielen andern Fabriken besitzt Berlin eine vortreffliche Ei-
sengießerei, worin nicht bloß Brücken mit Bogen und Geländer,
Maschinen aller Art, sondern auch herrliche Bildsäulen und Brustbilder
aus Gußeisen verfertigt werden. Ja sie liefert sogar die feinsten Schmuck-
sachen aus Eisen: Finger- und Ohrringe, Armbänder und Vorstecknadeln,
Ketten und was man sonst nur aus Gold zu arbeiten pflegte. Im
Durchschnitt liefert die Fabrik jährlich 10,000 bis 12,000 Centner
solcher Gußwaaren, wovon die leichtesten i/10 Loth, die schwersten 40
Centner wiegen.
An der Berliner Universität wirken über 100 Lehrer und jähr-
lich wohnen über 2000 Studenten den Vorlesungen bei. Die Bib-
liothek der Universität zählt mehr denn 400,000 Bände; und wer da
etwas Tüchtiges lernen will, dem fehlt es hier nicht an Gelegenheit.
13. Frankfurt an der Oder.
Leopold von Braunschweig.
Frankfurt an der Oder ist nächst Berlin und Potsdam in Hin-
sicht der Bevölkerung die größte Stadt Brandenburgs; sie ist von mehr
als 21,000 Menschen bewohnt. Die Stadt liegt in einer angenehmen
Gegend, worin Anhöhen, Wiesen, Getreidefelder, Weinberge und Obst-
gärten abwechseln und die Stadt umgeben. Auf der Ostseite strömt
die Oder vorbei, über welche hier eine 800 Fuß lange hölzerne Brücke
flchrt, und die auf der rechten Oderseite gelegene Dammvorstadt mit
der übrigen Stadt verbindet. Merkwürdig ist das dem Herzog Leo-
pold von Braunschweig errichtete Denkmal, an der Stelle, wo er
am 27. April 1785 in den Fluthen umkam, indem er bei einer großen
Oder-Ueberschwemmung einigen, vom Wasser eingeschlossenen Vorstädtern
Hülfe zu bringen versuchte. Bei dieser Ueberschwemmung eilte er näm-
lich an das Ufer, bot anfangs den dastehenden Leuten ansehnliche Be-
lohnungen, wenn sie die Unglücklichen retten wollten. Umsonst, die
Gefahr war zu groß; niemand wollte sein Leben wagen. Nun, so
Haesters' Lesebuch für Oberkl. 9
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