1853 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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in der Nähe der Nordsee, zu fruchtbaren Marschländern wird. Der
südliche, zwischen den Provinzen Westphalen und Sachsen liegende, ab-
getrennte Theil mit der berühmten Universitätsstadt Göttin gen ist
von dem Harz durchzogen, dessen berühmteste Bergstädte: Goslar
und Klausthal zu Hannover gehören. Bei ersterer Stadt liegt der
metallreiche Rammelsberg, wovon die Sage erzählt, daß dort einst
der Jäger des deutschen Kaisers Otto des Großen, Namens Ramm,
sein Pferd im Dickicht des Waldes an einen Baum gebunden, und er
selbst zu Fuße weiter gegangen sei. Bis zu seiner Rückkehr habe aber
das ungeduldige Roß den Rasen unter seinen Füßen weggescharrt und
glänzende Erzstufen bloßgelegt. So sei der Erzreichthum dieses Berges
entdeckt worden, und der Kaiser habe denselben nach dem Namen des
Entdeckers benannt. Die 12 Gruben des Berges liefern außer etwas
Silber sehr viel Eisen und Kupfer, Blei, Zink und Schwefel
und noch viele tausend Centner Glätte, welche zum Glasiren des ir-
denen Geschirres gebraucht wird.
Das eigentliche Hannover zwischen der Elbe, Weser und Nord-
see wird von der wasserreichen, aber trägen Aller durchflossen, welche links
die Leine austllmmt, an deren User sowohl die Haupt- und Resi-
denzstadt Hannover, als auch die höher liegende Stadt Göttingen
gelegen ist. Da die Mündungen der Elbe und Weser zur Hälfte,
und die Mündung der Ems ganz zu Hannover gehören, so hat das
Land eine günstige Lage fiir Handel und Schifffahrt.
In Oftfriesland, d. h. dem niedrigen Lande an den Ufern der
Ems giebt es Pferde und Rindvieh von ausgezeichneter Größe, und
Butter und Käse werden dort in Menge nach anderen Gegenden ver-
kauft. — Von dem Harze kommen Kupfer, Silber und Gold,
und auch sonst fehlt es nicht an manchem Segen Gottes. So hat die
Stadt Lüneburg, in der Nähe der großen Sandfläche, welche nach ihr
die Lüneburger Heide genannt wird, eines der besten Salz werke
in Deutschland. Zum Andenken daran, daß ein Schwein diese Salzquellen
zuerst entdeckt haben soll, wird dessen getrockneter Schinken noch immer
in Lüneburg aufbewahrt.
In ganz Hannover spricht das Volk plattdeutsch, die Gebilde-
ten reden einen angenehmen und ziemlich reinen Dialekt, so wie
überhaupt die Bildung der höheren Klassen durch die reich ausgestattete
Landesuniverstät und manche gute Gymnasien und höhere
Bürgerschulen auf einer achtungswerthen Stufe steht.
34. Die grohe Lüneburger Heide.
Zwischen Lüneburg und Celle, im Königreich Hannover, zieht
sich zehn Meilen weit die Lüneburger Heide hin, ein ödes, trauriges
Land ohne Anhöhen, ohne Thäler, ohne Seen, ohne Bäche, ohne alles
Laubholz. Rechts und links, wohin man sich auch wendet, sieht man in
dieser Einöde nichts als Heide mit krüppelhastem Nadelholzgebüsch, oder