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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 69

1853 - Essen : Bädeker
69 uns abzukühlen, indem es in der Höhle weniger warm sei, als hier draußen. Sie selbst zündeten eine Reihe von Lampen an und über- reichten dann jedem von uns eine. Mir wurde ein wenig unheimlich zu Muthe, als es hieß: „Nun kann's losgehen!" Der Vater faßte mich indeß bei der Hand, und so ging alles gut. Der eigentliche Eingang zur Höhle ist kaum etwas breiter als eine, gewöhnliche Hausthür, und dabei so niedrig, daß große Leute sich Lücken müssen, wenn sie nicht anstoßen wollen. Man gelangt durch denselben nicht sogleich in die Höhle, sondern geht erst in einem schmalen, finstern Gange 80 Lachter 30 Zoll (1 Lachter hat 80 Zoll zehntheilig Maß) weit bis zu einer kleinen verschlossenen Thür. Nachdem der voran- gehende Führe diese geöffnet, traten wir in die wirkliche Höhle, welche ungefähr die Ausdehnung eines ziemlich großen Zimmers hat. Der Fußboden ist durch aufgeschüttete Sagespane seinem größten Theile nach eben, die Decke hoch gewölbt, fast nach Art der Kreuzgewölbe in alten Klöstern; die Seitenwände dagegen sind durch unregelmäßig überein- anderliegende, bald weiter vor, bald mehr zurücktretende Marmorblöcke von bedeutendem Umfange gebildet. Alle Felfenmasfen, auch die der Decke nicht ausgenommen, sind dick mit sogenanntem Tropfstein überdeckt, der hier und da wunderliche Gestalten bildet. So zeigten uns die Führer an einer Wand das Leiden Christi, nicht weit davon eine knieende, betende Nonne und Weihkefsel, an der Decke einen Baldachin oder Prozesfionshimmel, an welchem sich als ehrwürdige Reliquie der Mantel des Elias und der Rock einer Heiligen findet. Wie diese Tropfsteinfiguren sich nach und nach, d. h. in einem Zeit- raume von Jahrtausenden, gebildet haben, kann man noch gegenwärtig sehen. Verhält man sich nämlich ganz ruhig in der Höhle, wozu die ganze Umgebung auffordert, so hört man deutlich überall das Geräusch herabfallender Waffertropfen. Diese Tropfen rühren von dem Regen und Thau auf der Erdoberfläche her, welche sich nach und nach durch das Gestein durchgesickert und dies dabei zum Theil aufgelöst haben. Der Kalk nun, welchen sie enthalten, lagert sich in der Höhle wieder ab, nachdem das Wasser verdunstet ist, und bilden den Tropfstein. Mit dieser ersten großen Höhle stehen, die vielen Nebenhöhlen nicht gerechnet, noch fünf andere in Verbindung, die theils höher, theils tiefer liegen. Man gelangt auf Leitern, die von der Feuchtigkeit ganz naß und deshalb nicht eben leicht zu besteigen sind, in dieselben. Die Eingänge dazu sind meist sehr enge und beschwerlich. Zu den merkwürdigsten Tropfsteingebilden der zweiten Höhle gehört ein Mönch, der das Unglück hatte, von einer Höhe herabzustürzen und in der Mitte entzwei zu bersten; eine Orgel mit drei Reihen auf einander steheirder Pfeifen und ein Berg schloß mit mehreren kleinen Thürmen. In der dritten Höhle befindet sich ein Tauf- stein mit drei darumstehenden Marmorklößen, denen man die Ehre
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