1853 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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haben, Holz geben zum Heizen und Bauen. Dafür bringen denn die
Flößer schönes Geld heim, oder gute Frucht, die in den Ebenen
wächst. So helfen sich die Menschen gegenseitig.
60. Waldreichthum.
Das ist überhaupt ein großer Reichthum, der da in den Wäldern
auf unsern Bergen rauscht. Denn das Holz muß den Waldleuten auf
gar mannigfache Weise zu Brod und Unterhalt verhelfen. Da brennt
es in den großen Ösen von mehr als 250 Schmelzwerken, Eisen-
und Stahlhütten, Stab-, Zinn-, Draht- und Blechhäm-
mern. Hast du schon einmal eine solche Eisenhütte gesehen? — Bis
tief in die Nacht hinein kannst du da die gluthrothen Lohen zum
schwarzen Himmel aufsteigen sehen; dazu schlagen die mächtigen Poch-
werke ihren einförmigen Takt, der Bach, der sie treibt, rauscht in
Feuerfunken über das arbeitende Rad, aus dem Ofen in der Hütte
fließt das Eisen wie ein feuriger Strom, oder gewaltige Hämmer schla-
gen die Eisenmassen zu Stangen oder Blechen zurecht; halbnackte rußige
Männer wandeln emsig zwischen den feurigen Massen, schüren den Ofen,
schöpfen das flüssige Eisen, oder bringen mit gewaltigen Zangen die
gluthrothen Eisenstücke unter den pochenden Hankmer. Und der schwarze
Wald ringsum sieht schweigend zu.
Das ist wohl wunderbar, wie da alles zusammenhilft zum Erwerb
des Menschen, — der Eisenstein, der in unsern Bergen liegt, und
der Bach, der die Werke treibt, und das Holz, das die Öfen heizen
muß. Ferner hilft das Holz vielen hundert geschickten Arbeitern, die
aus dem Eisen die blanken Flintenläufe und Messer, Scheeren, Beile,
Bohrer und allerlei Geräthe fertigen, die dann weit in die Welt gehen.
So giebt's allein in dem Dorfe Steinbach bei Liebenstein gegen
150 Messerschmiede, die manchmal in einer Woche an 100 Dutzend
'Messer fertig bringen.
Dann giebt es im thüringer Walde Glasfabriken; denen muß
auch das Holz helfen, denn das Feuer schmelzt da aus Kiesel und Asche
das Glas. Das ist anfangs so weich, daß die großen Tafeln, wie sie
in unsern Fenstern stehen, wie Papier zusammengerollt und ausgeglättet
und Trinkgeschirre und allerlei Glasgeräthe wie Seifenkugeln geblasen
werden.
Ferner muß das Holz vielen Porzellansabriken den Ofen hei-
zen; dabei finden auch wieder viele fleißige Arbeiter Nahrung, und es
giebt in dem Walde mehr als tausend Porzellanmacher, die Jahr aus,
Jahr ein Pseifenköpfe, Tassen u. dgl. malen. Das thüringer Por-
zellan aber geht weit hinaus in den Handel.
Von dem Holze nährt sich auch der rußige Köhler, der im Walde
in dampfenden Meilern die Holzkohlen für Eisenhütten und Schmie-
den bereitet. — Andere zapfen den Bäumen das Harz ab und machen
Pech und Kienruß daraus. — Viele machen sich auch damit einen