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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 106

1853 - Essen : Bädeker
106 Sie verkriechen sich daher und bringen den Winter im Schlafe zu. Ohne Kalender wissen sie ihren Monat. Aber sobald im Frühjahr das Volk der kleinen Mücken lebendig wird und alle Keime in Gras und alle Knospen in Laub aufgehen, ruft die tiefer dringende Früh- lingssonne auch dieses Geschöpf aus seinem Schlafe und Winterquartier, und, wenn es erwacht, ist schon für alles gesorgt, was zu seines Lebens Nahrung und Nothdurft gehört. — Bekanntlich haben nicht alle diese Thiere einerlei Farbe, aber eine Art derselben muß um ihrer Nahrung willen sich am meisten aus dem dunklen Gebüsch heraus ins Grüne wagen. Darum ist auch ihre Farbe grün. In dieser Farbe wird sie im Gras weder von den Thieren, welchen sie nachstellt, so leicht ent- deckt, noch von dem Storch, der ihr selber nach dem Leben strebt. Es giebt auch zweierlei Eidechsen im Wasser, nur nennt man sie anders, und diese sind zum Schwimmen eingerichtet. Selbst auf dem Grunde der klaren Brunnenquellen findet man sie oft, und darf sich deswegen vor dem Wasser nicht scheuen. Auch diese sind nicht giftig und theilen dem Wasser keine Unreinigkeit mit. Vielmehr loben es viele Brunnenmeister als ein gutes Zeichen. Solch ein Thierlein in seiner verschlossenen Brnnnenstnbe hat ein heimliches Leben und Wesen, sieht nie die Sonne auf- und untergehen, erfährt nichts davon, was die Menschen thun und treiben, weiß nicht, ob's noch mehr solche Brun- nenstuben in der Welt giebt, oder ob die seinige die einzige ist, und ist doch in seinem nasien Elemente des Lebens froh und hat keine Klage und Langeweile. An der großen, schwarz- und gelbgcfleckten, warzigen und schmutzig feuchten Eidechse, die man den Salamander oder Molch nennt, hat niemand Freude. Noch weniger aber freut es diesen, wenn er einen Menschen erblickt. Denn selten kommt er unangefochten davon. Er hält sich nur an dunkeln, feuchten und kühlen, auch modrigen Orten auf, und das Veste ist, daß man ihn dort sitzen lasse. Wer aber Lust hat, darf ihn herzhaft in die Hände nehmen. Er thut euch gewiß nichts Leides. 27. Die Blindschleiche. Die Blindschleiche hat einen fußlosen, walzenrunden Körper, wird etwas über einen Fuß lang und kaum so stark, wie ein kleiner Finger. Ihr Name ist ziemlich unpassend gewählt; denn obwohl das Thier nur kleine Augen hat, so ist es doch nicht blind. Vielleicht hat der Namengeber selber die Fertigkeit, scharf und richtig zu sehen, nicht in gehörigem Maße besessen. Sieht man doch jetzt noch so manchen durch den belebten Wald und über die blumigen Wiesen und am murmelnden Bache entlang gehen, der auf die Frage: was er gesehen hat, nichts weiter zu antworten weiß, als: „Bäume, Gras und Wasser." Man lernt die schöne Kunst des Sehens nur, wenn man sich entschließt, alles genau und mit voller Aufmerksamkeit zu betrachten.
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