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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 112

1853 - Essen : Bädeker
112 lockern Boden, als er sofort sein voriges Scharren wieder begann, und da dieses hier weit besser von Statten ging, so sah ich ihn bald ge- raden Weges nach der Maus zurückkehren, die er nun durch Zerren, Stoßen und Schieben fortbringen zu wollen schien. Allein sein Be- mühen war ohne Erfolg, und nach manchem vergebens wiederholten Versuche flog er endlich plötzlich auf und davon. Somit glaubte ich nichts gewisser, als daß er das ganze Unternehmen völlig aufgegeben habe. Allein wie groß war mein Erstaunen, als ich ihn nach wenigen Augenblicken mit 3 oder 4 anderen seines Gleichen zurückkehren sah. Wie verabredet, krochen alle augenblicklich unter den todten Körper, der nachher anfing mobil zu werden und auf dem Rücken der Käser zwar langsam, aber geraden Weges nach jenem Gartenbeete sich fortbewegte. Als der sonderbare Leichcnzug auf der Stelle, wo der Käfer zuvor ge- scharrt hatte, angelangt war, ging die Bestattung des Leichnams förm- lich vor sich. Immer tiefer senkte er sich in den Boden ein; endlich erschienen sämmtliche Todtengräber auf der Oberfläche, und in großer Schnelligkeit war das Grab bald zugescharrt, worauf sie theils davon flogen, theils aber sich in das Gras verkrochen." Spießt man ein todtes Thier auf ein Stück Holz und steckt dies mit dem untern Ende in die Erde, so unterwühlen die Todtengräber diese Stütze so lange, bis sie umfällt, und versenken dann den Leichnam. Der Zweck dieser beschwerlichen Arbeit ist, ihrer jungen Nachkom- menschaft eine gefüllte Speisekammer zu bereiten. Ist nämlich das Werk vollendet, so legen die Weibchen etwa 30 Eier an das begrabene Fleisch und sterben einige Zeit nachher. Die Verwandlung geht wie bei andern Käfern vor sich, dauert indeß nicht Jahre lang, sondern ist in 6 Wo- chen vollendet. Jedenfalls erweisen sich die Todtengräber dadurch, daß sie das Aas verscharren, als nützliche Thiere, die man muthwilliger Weise nicht tödten muß. 36. St. Johannes Johannes ging am hellen Bach Und sah dem Lauf der Wellen nach, Er schritt durch Gras und Blümclein Und schaute wohl mit Liebe drein: Wie frisch das blüht, wie hold zu seh'n, O Gott, wie ist die Welt so schön! Die Vlümlein lächeln allzumal, Und alles grünt und quillt im Thal, Da ist kein Kraut, da ist kein Blatt, Das nicht Gefühl vom Leben hat, Des Seins sich jedes Würmlein freut, Und trüg' es noch so schlichtes Ltleid, Denn was nur Lebensfunken hegt, Auch Gottes Liebe in sich trägt! Wie nun Johannes liebend sinnt, Ein Würmlein er am Boden sind't, Zwar schlicht und grau, gar klein gestalt't, und das Würmleitt. Johannes hätt's zertreten bald, Da hebt cr's auf vom Boden fein, Und setzt es auf ein Vlümelein, Und spricht: O lebe, lebe nur, Dir blüht ja auch die Frühlingsflur! Das Würmlein fühlt sich kaum berührt, Als es die Scgenshand verspürt, Entbrannt von reiner Liebesglut Es plötzlich lieblich leuchten thut. Auch wuchsen bald ihm Schwingen an, Die tragcns durch der Lüfte Bahn. Durch Wipfel zieht's bei lauer Nacht, Hell, wie ein blitzender Smaragd, Auf Blumen liegt es weit und breit Wie lichte Sternlein ausgestreut. So ruht cs friedlich süß im Grün, In Liebe wird es still verglüh'«.
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