Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 126

1853 - Essen : Bädeker
126 Von Thieren, denen sie Nahrung und Aufenthalt gewährt, mögen hier nur die ihren Stamm durchlöchernde Weidenraupe, die an ihren Stielen und Blättern Galläpfel erzeugende Gallwespe und die sie ihres ganzen Laubschmuckes beraubende Prozessionsraupe genannt werden. Dem Menschen wird dieser Baum durch das vortreffliche Bau- und Werkholz, das er liefert, durch die Gerberlohe, welche aus seiner Rinde bereitet wird, durch die Mast, welche seine Früchte, die Eicheln, den Schweinen gewähren und durch verschiedenes andere sehr nützlich. Wem wäre es auch unbekannt, daß die Säure der Galläpfel, mit Eisen zusammengesetzt, Dinte bildet? Doch auch im Walde erfreuen die Massen des frischen, saftgrünen Laubes dieser Bäume im Frühling und die dunklere Farbe desselben im Sommer das Auge des Naturfreun- des; staunend sieht er oft an ihrem gewaltigen Stamm hin zur mäch- tigen Krone empor, und gedenkt der Jahrhunderte, welche über sie da- hin gezogen sind. Als ein Sinnbild deutscher Kraft und deutschen Sieges ist die Eiche oft von deutschen Dichtern gepriesen worden. 32. Gin Bild des Friedens ans dem deutschen Walde. Giebt es wohl eine lieblichere Sprache hienieden, als das Rauschen der frischen Laubblätter eines schönen, deutschen Waldes? Wahrlich, dem kecksten wanderlustigen Gesellen wird das Herz weich,, und er zögert, weiter zu schreiten, wenn an' einem sonnigen Frühlingstage die jungen, lichten Bäume, zitternd vor Wonne über die Gabe des erneuten Lebens, mit einander reden, wenn alles ringsumher säuselt und lispelt. Der Wanderer wirft sich dann ins Gras, daß die duftigen, grünen Wellen über seinem Haupte zusammen schlagen, die herzigen Blumen sich neigen, ihn auf die Wangen und Lippen zu küssen, — und schaut lauschend in den grünen Blätterhiminel hinein, träuinend von seiner Heimath, von dem Vater- und Mutterherzen, von den Gespielen der Jugend. In traulichen Gesprächen neigt sich der stattliche Eichbaum zur reizenden, zarten Birke, gar wichtige Dinge hat die schlanke Buche der ernsten Ulme zu vertrauen, und dazwischen plaudert un- aufhörlich die ruhelose Espe. Ein Leben, eine Seligkeit zieht durch den ganzen Wald, wunderbar erfrischend für das Menschcnauge und er- greifend für das Menschenherz. Inmitten aller dieser üppigen Lust steht ein stummer, dunkler Baum, der nicht reden kann und nicht mit Hellen Blättern spielt, — es ist der Tannenbaum mit seinen spitzigen, kleinen Nadeln. Liebend brei- tet er seine Arme aus; kein Neid lebt in seinem Herzen, und doch schaut er so traurig darein: wie ein kummervoller Mensch zwischen lachenden, spielenden Kindern, steht er zwischen den laubgeschmückten Bäumen. Selten, daß ein Vogel auf der Reise durch den Wald kurze Rast hält auf seinen Zweigen; versteckt er sich doch weit lieber in die
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer