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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 136

1853 - Essen : Bädeker
136 suchte ich ihm ein sonniges, aber doch auch kühles Plätzchen aus, grub eine Vertiefung und pflanzte mein armes Waislein hinein. Ich ver- säumte nicht, es fleißig zu begießen, und siehe da, schon im Mai be- kam es sieben schöne weiße Blüthen, welche gleich Sternen glänzten. Meine Freude wurde aber noch vermehrt, als es endlich sogar sieben Beeren trug, welche sich täglich mehr rötheten und jetzt wie Rubinen glänzen. Ist es nicht, als ob das Pflänzchen mir für meine Sorg- falt dankbar sein wollte? — Willst Du es selbst sehen und meine Freude theilen, so besuche nur bald Deine N. Marie Blumenreich. 70. Hanf und Flachs. Diese beiden Gewächse, welche in Deutschland fast allenthalben an- gebaut werden, verdanken ihre Verbreitung weder ihrer Blüthe, noch ihren Früchten, sondern ihrem Stengel. Dieser enthält nämlich zähe Fasern (Bast), welche, nachdem sie von den spröden, holzigen Schalen befreit sind, biegsame Fäden geben, die sich spinnen lassen. Welchen unendlichen Nutzen diese gewähren, kann sich jeder selbst aufzählen, wenn er an die Waaren des Seilers, an die Fäden, von dem Pechdrahte des Schusters bis zu dem Zwirn der Nätherin, an die Leinwand von dem groben Packtuche bis zu dem feinsten Battist denkt. Zwar hat man in neuerer Zeit die ausländische Baum- wolle vielfach an die Stelle des Flachses gesetzt, aber das feinste und dauerhafteste Gewebe bleibt immer die Leinwand. Der Hanf hat den Vorzug größerer Festigkeit und Dauerhaftigkeit, aber Feinheit und Schönheit bleibt auf der Seite der flächsenen (leinenen) Gespinnste. Und wie viele Personen finden Arbeit und Verdienst bei der Behand- lung dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und säet, die Weiber, welche die Winterabende durch Spinnen und Haspeln kürzen, im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im Sommer das gefertigte Tuch bleichen, die Weber, welche spulen, zetteln und weben, die Fär- der, welche dem Garn oder der Leinwand eine andere Farbe geben: alle haben ihren Vortheil von dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler gar nicht gerechnet. Dazu kommt, daß Hanf und Flachs öligen Sa- men bringen, welcher sich mannigfaltig benutzen läßt, der Hans mehr als Futter für im Käfig gehaltene Vögel, der Lein aber zu Öl. Zwar hat das L-inöl nicht den guten Geschmack des Mohnöls, des Nußöls u. s. w., allein zu Firniß und Ölfarbe ist es unter allen das brauch- barste. Und der Flachs trägt reichlich. Aus seinen blauen Blüthen bilden sich erbsengroße Knoten, in deren Fächern die platten Leinkörn- chen in Menge sitzen. Wenn die Sonne die Knoten gesprengt hat, fallen die Körnchen meistens von selbst heraus, doch hilft man durch Dreschen noch nach. Obgleich die Arbeit bei dem Bau und der Zu-
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