1853 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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mit blendend weißem Mehle hat ihm den Namen weiße Frucht, und
seinen Ähren die Ehrenbenennnng goldene Ähre verschafft. In der That
sieht ein blühendes oder reifendes, vom Winde bewegtes Weizenfeld
herrlich ans und verkündigt gewiffermaßen schon die Fruchtbarkeit einer
Gegend. Das Weizenbrod ist indessen weniger kräftig, als das Rog-
genbrod und wird auch leichter trocken. Im Ganzen gilt der Weizen
als die edelste und zu den verschiedensten Zwecken nutzbarste Gattung
des Getreides.
Der Spelz oder Dinkel kommt ihm bei weitem nicht gleich,
wenn auch sein ,Mehl weißer aussieht. Denn das Mehl trocknet schnell,
so daß das daraus Gebackene nur frisch einen angenehmen Geschmack
besitzt. Die Körner sind aber auch mit rauher Schale (Spelz) um-
geben, so daß sie weder ein schönes Aussehen haben, noch auch unmit-
telbar zum Mahlen dienlich sind. In Norddeutschland ist diese Getrei-
deart fast ganz unbekannt, und in Süddeutschland zieht man ihr doch
auch in den fruchtbarsten Gegenden den einträglicheren Weizen vor.
Die Gerste wird meistentheils als Sommerfrucht gezogen und hat
unter allen Getreidearten die längsten und stechendsten Grannen. Doch
giebt es auch bartlose Gerste. Das Gerstenbrod schmeckt süßlich, wird
aber bald trocken und rissig, weshalb man lieber Gerste unter Korn
mengt. Fast noch bedeutender aber ist ihr Verbrauch als Matz zu
Bier und Essig und als Futter für Mast- und Federvieh. Auch wird
sie geschält, um als Zuthat in Suppen zu dienen.
Weit weniger mehlreich ist der Hafer, der in Rispen (oder Fah-
nen) an dem Halme hängt, und selbst in den rauhsten- Gegenden fort-
kommt. Als Futter für die Pferde dient er allenthalben, aber als
Brodfrucht nur in den ärmsten Bezirken unseres Vaterlandes. Ge-
schält oder als Grütze ist er aber auch in milderen Gegenden zu Suppe
oder Brei beliebt. In Maaßen sperrt sich der Hafer, so daß sein Ge-
wicht leichter ist, als das alles übrigen Getreides.
73. Das tägliche Brod.
O wundervolle Himmelsgabe
Auf Menschentischen, heil'ges Brod!
Die Hoffnung trug ein Korn zu Grabe,
O wundervolle Himmelsgabe!
Ein Halm erstand, des Auges Labe,
Mit hellem Grün im Morgenroth.
O wundervolle Himmelsgabe
Auf Menschentischen, heil'ges Brod!
Von Liedern war der Halm umklungen;
Gott hat den schonen Halm bewacht.
Die Lerche hat sich aufgeschwungen;
Von Liedern war der Halm umklungcn;
Auch Heimchen haben ihm gesungen,
Und Lüfte wiegten ihn bei Nacht.
Von Liedeni war 'der Halm umklungen;
Gott hat den schönen Halm bewacht.
Und von geschnittnen goldnen Ähren
Kommt Segen nun in jedes Haus,
Die Mühle klappt, den Kern zu klären,
Und von geschnittnen goldnen Ähren
Muß weiter sich der Kern bewähren
In Fluth und Ofcnflammenbraus.
Und von geschnittnen goldnen Ähren
Kommt Segen nun in jedes Haus.
Du Geber in der Sternenhalle,
Gepriesen seist du früh und spät!
Mit heil'gem Brod versorg' uns alle;
Du Geber in der Sternenhalle,
Erfreu' mit Erntejubelschalle
Auch den, der oft nur Thränen sä't!
Du Geber in der Sternenhalle,
Gepriesen seist du früh und spät.