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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 189

1853 - Essen : Bädeker
189 terjocht zu werden. Bis zum Rheine und zur Donau war Deutsch- land unter römische Herrschaft gekommen, und an deren Ufer hatten die Römer bereits Kolonien (Pflanzorte), Städte und Festungen angelegt. So sind die jetzigen Städte Köln, Koblenz, Mainz, Augsburg (d. i. Augustusburg) von den Römern erbaut worden. Man führte römische Gesetze ein und behandelte diese Länder als römische Provinzen. Aber damit begnügte sich der Kaiser Augustus nicht, er wollte auch das Innere der deutschen Wälder erobern. Er schickte darum seinen Stiefsohn Drusuö gegen die Katt en (Hessen), Brukterer, Mar- sen, Cherusker u. a. deutsche Völkerschaften. Schon war er tief ins Land gedrungen, als ein riesenhaftes Zauberweib sich vor ihn stellte und ihm drohend die Worte zurief: „Wohin noch strebst du, unersättlicher Drusus! Alle unsere Länder möchtest du sehen, aber das Schicksal will es nicht. Fliehe von dan- nen!" Geschreckt wich Drusus zurück, und mit seinem Rosse stürzend, fand er den Tod. Vergebens suchte sein Bruder Tiberius diese Völker an sich zu locken, und später wurde Varus als Statthalter an den Rhein geschickt. Dieser kluge Mann sollte die deutschen Wilden an römische Sitten gewöhnen, indem er hoffte, daß sie ihre Freiheit jener Cultur opfern würden. Varus verlegte sein Hauptlager auf das rechte Rheinufer, brachte ifyrten allerlei Geschenke und nahm viele in römische Kriegsdienste. Er ward aber bald dreister, verlegte sein Lager bis über die W es er ins Land der Cherusker und fing, durch S eg est, ein verrätherisches Ober- haupt dieses Volkes, unterstützt, sogar an, den Herrn zu spielen, römi- sches Gerichtswesen gewaltsam einzuführen und den freien Deutschen Stockschläge und Henkerbeil aufzudringen. Da regte sich der Groll betrogener Gutmüthigkeit bei dem Volke, und es dachte darauf, den zudringlichen Fremdling los zu werden. Unter dem Volke der Che- rusker stand ein Jüngling auf, der schon eine Zeit lang in römischen Heeren gedient, die Kunst des Krieges gelernt und selbst die römische Ritterwürde erlangt hatte. Er hieß Hermann oder Armin. Ein schöner und gewaltiger Held, edeln Geschlechtes, untadelig an Sitten, klug wie wenige seines Volkes, von feuriger Beredsamkeit und glühend für die Freiheit, gewann er leicht die Herzen aller freigesinnten Männer und Jünglinge, und war der Stifter einer großen Verschwörung. In einer nächtlichen Versammlung im Walde schwuren sie allen Römern in Deutsch- land den Untergang. So geheim indeß diese Unternehmung betrieben wurde, so erfuhr sie doch Segest, und weil dieser ehrgeizige Mann nichts so sehr als die Freiheit des Volkes haßte und überdem mit Armin, der ihm seine schöne und fteigesinnte Tochter Thusnelda ent- führt hatte, in bitterer Fehde lebte, so verrieth er sogleich das ganze Vorhaben. Varus aber lachte darüber und hielt die Deutschen für dümmer und sich für mächtiger, als daß er irgend eine Gefahr hätte fürchten dürfen.
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