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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 190

1853 - Essen : Bädeker
190 Als der Herbst des Jahres 9 nach Chr. gekommen war und die in Norddentschland gewöhnlichen langen Regengüsse bevorstanden, schritt Hermann zur Ausführung des Planes. Varus wurde von allen Seiten angegriffen. Der Himmel selber war mit den Deutschen zum Unter- gänge der Rönier verschworen. Ungewitter brachen los, unendlicher Regen strömte nieder und die Gebirgswässer schwollen zu Strömen an. Plötzlich erscholl in dem Brausen des Waldes und der Gewässer der fürchterliche Kriegsgesang der Deutschen. Erschrocken standen die Römer, die sich durch die engen Thäler mühsam fortschleppten. Da wurden sie von allen Seiten mit einem Hagel von Steinen, Pfeilen und Wurf- lanzen überschüttet. Dann stürzten die Deutschen von den Höhen nieder zum Handgemenge. Grauen und Entsetzen ergriff die Römer. Sie zogen auf einer waldlosen Ebene (an der Werra) hin und hielten so ziemlich Ordnung, erlitten aber auch hier Verlust und kamen aufs neue in die Waldgebirge (Lei Detmold). Da öffnete sich ihnen ein un- wegsames Thal, in dem ihnen aufs neue große Schaaren von Deut- schen auflauerten und ihre Niederlage vollendeten, im teutoburger Walde. Varus stürzte sich in sein Schwert. Nur wenige Römer ent- kamen; alle andern wurden erschlagen oder gefangen. Hermann feierte den Göttern große Opserfeste und weihte ihnen alle Todten und alle Beute, also daß die Römer unbegraben auf dem Felde liegen bleiben mußten. Die Hauptleute unter den Gefangenen wurden am Opferaltar geschlachtet. Als die Römer am Rhein von dieser Niederlage hörten, verstärkten sie sich in aller Eile; denn sie glaubten nicht anders, als daß die Deutschen auf der Stelle ihren Sieg verfolgen und in hellen Haufen über den Rhein dringen würden. Kaiser Augustus stieß verzweiflungsvoll den Kopf gegen die Wand und rief: „O Varus, Varus, gieb mir in eine Legionen wieder!" Die deutsche Leibwacht des Kai- sers lind alle Germanen, die im römischen Kriegsdienste standen, wur- den schnell in entlegene Gegenden geschickt. Aber die Deutschen blieben ruhig in ihrem Lande und begnügten sich, alle Festungen und Heerstraßen und jede Spur der Römer bis an den Rhein zu zerstöreil, und diesen Fluß wieder zur Grenze zwi- schen dem freien Deutschland und dem Römerreiche zu machen. Hermann's Thaten wurden im ganzen Lande besungen. Noch jetzt singen die Kinder in Westphalen ein Hermannsliedchen und machen dabei, ohne die Bedeutung des Liedchens zu kennen, eine marschmäßige Bewegung. Hermann, schla Lärm an! la piepen, la trummen! De Keiser will kummen met Hammer und Stangen, Will Hermann uphangen. Un Hennann schloug Lärm an, leit piepen, leit trummen, De Fürsten sind kummen met all' ehren Mannen, Hewt Varus uphangen.
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