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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 212

1853 - Essen : Bädeker
212 schm Reiche verbundenen Schweizer, veranlaßte diese zu einer Em- pörung, in welcher sie jene Unabhängigkeit von Deutschland erkämpften, welche bis heute noch besteht. In jener schlimmen Zeit traten zusammen die Kantone von Uri, Schwyz und Unterwalden und beschworen, „in Erwägung böser und gefährlicher Zeiten einen ewigen Bund, sich und die Ihrigen mit Hab und Gut gegen alle und jede, wer sie auch seien, zu vertheidigen und einander mit Rath und Hülfe Leizustehen." Davon wurden sie Eidgenossen genannt. Der Kaiser aber schickte ihnen zu Reichs- vögten harte und böse Leute aus seinem eigenen Lande, die sie drück- ten und quälten. Und er schickte den Hermann Geßler von Brun- negg und den Ritter Bering er von Landenberg. Die thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst wohnen. 'Lan- denberg zog auf das Schloß dea Königs, bei Sarnen in Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Nun wurden die Zölle erhöht, die kleinsten Vergehen mit Kerker und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbei- ritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß das Bauern- volk so schön baue?" Und als Arnold Anderhalden von Melchthal im Unterwaldner Lande, wegen eines geringen Fehlers, um ein Paar schöne Ochsen gestraft wurde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er in's Gebirge. Da ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Vol- kes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, son- dern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat. Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und Hoch- muth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffacher Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen wir Mütter an unsern Brüsten Bettler säugen und den Ausländern leib- eigene Mägde erziehen? Das sei ferne!" Daraus ging schweigend der Werner Stausfacher hinab zum Orte Brunnen am See und fuhr über das Wasser nach Uri zum Walter Fürst in Attinghausen. Bei demselben fand er verborgen den Heinrich von Melchthal, welcher vor dem Grimm des Lan- denberg über das Gebirg entwichen war. Und sie redeten von der Noth des Landes und dem Gräuel der ausländischen Vögte. Auch gedachten sie, wie sie gegen die Bosheit der
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