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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 222

1853 - Essen : Bädeker
222 Ungeachtet des Augsburger Religionsfriedens blieb aber die Er- bitterung der Parteien, so daß zuletzt ein weit furchtbarerer Krieg, der dreißigjährige Krieg (von 1618 — 1648) hereinbrach. Alle Schrecknisse der Verheerung, des Raubes, Brandes und Mordes wur- den in diesem Kriege über das unglückliche deutsche Vaterland verhängt — durch die kaiserlichen Schaaren unter Tilly und Wallen- stein sowohl, als durch die Dänen unter Christian Iv., die Schwe- den unter Gustav Adolph und die Franzosen unter Türenne und Condo. Ströme von Blut wurden vergossen, wehrlose Weiber und Kinder ermordet und Städte und Dörfer verwüstet. Wo früher Wohlstand blühte, herrschte Roth und Elend, ganze Gegenden waren entvölkert, Räuber und wilde Thiere hausten, wo früher der Pstug gegangen war, und machten Wege, Dörfer und Städte unsicher, und erst nachdem Deutschland eine große Einöde geworden, kam zu Mün- ster und Osnabrück der weftphälische Friede zu Stande (1648), in welchen den Protestanten gleiche Rechte mit den Katholiken einge- räumt und zugleich festgesetzt wurde, daß sie alle Kirchen und Kirchen- güter behalten sollten, die sie seit dem Jahre 1624 besaßen. Dort, wo Hermann einst die Legionen des Varus schlug und sein Vaterland von der Herrschaft der Römer befreite, da beugte jetzt Deutschland sei- nen Nacken und ließ von beutelustigen Fremden sich einen schmachvollen Frieden diktiren, denn verschiedene Theile wurden jetzt vom deutschen Reiche abgerissen. Frankreich erhielt das schöne Elsaß; Schweden bekam einen Theil von Pommern und die Insel Rügen und außer- dem 5 Millionen Thaler Kriegsentschädigung. Die ver- einigten Niederlande wurden als neuer Staat vom deutschen Reichs- verbande losgerissen und die Unabhängigkeit der Schweiz von Deutsch- land anerkannt. Als daher die Friedenstrompeten das Ende des 30jährigen Krieges durch Deutschland verkündeten, da tönten wohl die Glocken hinab in die Straßen, um einzuladen zum Dankgebet im Tempel des Herrn. Aber man sah nicht zahlreiche, fröhliche Schaaren herbeieilen zum Got- teshause; denn mehr als die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands war nicht mehr. Väter und Brüder waren im Kriege gefallen, Mütter und Töchter hatte der Gram verzehrt und Kinder und Enkel der Hun- ger dahin gerafft. Die deutsche Kaiserwürde, die einst die erste in der Christenheit gewesen, stand jetzt machtlos da, und Deutschland war durch seine Zwietracht den Ausländern gegenüber so herabgewürdigt und geschwächt, daß Franzosen von da an ungestraft mehrere Gewaltthaten aus deut- schem Boden verübten — daß sogar die Türken bis vor Wien in Deutschland eindrangen und die Residenz des deutschen Kaisers vom 14. Juli bis zum 12. September 1683 belagerten und namen- losen Jammer über so viele Familien brachten. Denn Tausende von Männern, Frauen, Knaben und Mädchen steten entweder unter den
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