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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 254

1853 - Essen : Bädeker
254 Wälder bedecken große Landstrecken. Nur in einigen Gegenden giebt es genug und gutes Rindvieh; dagegen besitzt Spanien einen Reichthum an Eseln, Ziegen, vortrefflichen Pferden und den besten Schafen mit der feinsten Wolle. Man nennt sie wandernde Schafe (Meri- nos), denn im Winter kommen sie herab von den kastilischen Ge- birgen in die schönen und warmen Ebenen an die Ufer des Gua- diana, wo alles von ihnen wimmelt, und die Luft weit umher von ihrem Geblök ertönt. Nichts sieht man dann aus diesen Fluren, als einige Erdhütten, worin die Hirten wohnen. Wenn ihr diese Hirten sähet, mit ihren von der Sonne verbrannten Gesichtern, mit dem um die Schultern geworfenen Schaffelle, die alte, rostige Flinte in der Hand und in Begleitung von großen Hunden, so würdet ihr vielleicht er- schrecken und sie eben nicht für sanfte Hirten halten. — Auf ihrer Rückreise werden die Schafe geschoren. Man hat hierzu große Ge- bäude, in welchen 40, 50 bis 60,000 Stück nach einander die Wolle abgenommen wird. Das ist nun eine Freudenzeit in der ganzen Ge- gend. Die Wolle wird nun gewaschen, getrocknet und sortirt. Die feinste Wolle wird größtentheils ins Ausland verkauft, obgleich man auch im Lande selbst aus allen Sorten Tuch verfertigt. — Auch fehlt es in Spanien nicht an Leinwand-, Seiden-, Baumwollen-, Leder-, Hut-, Glas-, Tabak- und anderen Fabriken. Die Hauptstadt Spaniens ist Madrid mit 200,000 Einwohnern. Andere bemerkenswerthe Städte sind: Barcellona — Sevilla mit einem prächtigen Dom und dem Grabmale des Columbus — Gra- nada — und das durch den heldenmüthigen Widerstand seiner Be- wohner im französischen Kriege (1809) berühmt gewordene Saragossa. 6. Das Mädchen von Saragossa. Saragossa! Saragossa! Ist der letzte Schuß gefallen? Soll des Feindes Siegesdonner höhnend nun in dir erschallen? Sind vergebens deine Männer kühn in Schlacht und Tod gegangen? Soll den Frauen und den Kindern nun vor harter Knechtschaft bangen? Saragossa! wie so still ist's aus den Mauern doch geworden?! Willst du, vor dem Feinde zagend, deine edle Freiheit morden? — — Aber sieh', da naht ein Mädchen, sich zu den Kanonen wagend, Brod und Wein und kühle Früchte schwer im Korb am Arme tragend. Ihren Bräut'gam will sie laben, will mit Speis' und Trank ihn stärken — Weh', da muß sie todt bei Todten ihn zu ihren Füßen merken! Und die Lunte, die noch glimmet, schwingt behend sie zur Kanone, „Rache! Rache! — ruft sie heftig — Feinde, kommt, daß ich's euch lohne!" Und der Donner, überraschend, ruft ringsum auf allen Wällen Die Verzagten und Erschöpften, zum Geschütze sich zu stellen, Und, wie aufgeschreckt durch Zauber, alle Bürger dorthin stürmen, Männer, Greise, Weiber, Kinder kämpfen schon von allen Thürmen! Was Vernichtung kann bereiten, Tod in tausend Weisen schaffen, Siedend Öl und Felsenstücke, alles wird zu Wehr' und Waffen. Wüthend kommt der Feind gezogen, immer wieder, immer wieder, Aber die Verzweiflung schmettert immer wieder ihn danieder.
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