1853 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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wieder zu Wasser. Dessen ungeachtet aber sind mir unsere deutschen
Winter lieber, denn da hat man doch oft Monate lang schönes, Hel-
les Wetter; in Portugal hingegen regnet es beinahe beständig. Die
ersten Herbstregen aus das ausgebrannte Land wollte ich mir zwar ge-
fallen lassen, denn ihr glaubt nicht, was sie für Wirkung thun. Erst
erscheinen auf diese Regen die letzten Herbstblumen, wie z. B. die
Zeitlosen, die Herbstlevkosen und andere; beinahe unmittelbar
darauf folgen aber auch schon die Frühlingspflanzen. Ein fast
unmerklicher Raum trennt Herbst und Frühling. Das junge Gras,
das Lauh sproßt hervor, und macht den Oktober zu einem der ange-
nehmsten Monate im Jahre. Im Februar oder März hat das Korn
schon Ähren. Im März ißt man schon Zuckererbsen und Bohnen. Die
Regengüsse sind hingegen oft auch fürchterlich, und das Wasser stürzt
mit ungeheurer Gewalt aus den Wolken. Die Straßen in den hoch-
gelegenen Theilen der Städte werden dann zu wilden Strömen, die in
den niederen Gegenden alles überschwemmen und mit Schutt und Koth
bedecken. In manchen Wintern regnet es unaufhörlich oder fetzt doch
wenig aus, und dann bleibt der Himmel nebelig. Rur selten klärt
sich das Wetter völlig auf, und dann friert es ein wenig. Die Regen
find bisweilen ziemlich kalt, und alsdann ist das Schlimmste, daß man
beinahe in keinem Hause einen Ofen oder einen Kamin findet. Die Por-
tugiesen verwahren'sich bloß durch warme Kleidung gegen die Kälte.
Ein so warmes Land, wie Portugal, trägt, wie ihr leicht den-
ken könnt, eine Menge schöne Früchte, für welche die Lust bei uns in
Deutschland zu kalt ist. Von der Art sind die Zitronen, Pome-
ranzen, Apelsinen, Feigen, Mandeln, Kastanien, Oliven,
Johannisbrot», Reiß. Dabei giebt es aber auch, wie bei uns, Äpfel
und Birnen, Pflaumen, Roggen und Weizen. — In manchen
Gegenden sieht man ganze Pomeranzenwälder, und die Pomeranzen-
bäume werden oft so groß, daß einer über 2000 Stück Orangen trägt.
Oft sind diese edlen Früchte in den Provinzen so wohlfeil, daß das
Stück für einen Pfennig verkauft wird. Schon im Monate Februar
bricht inan einen Theil zum Versenden ins Ausland; vollkommen süß
und schmackhaft werden sie aber erst Pr Monate Mai. Mitten unter
den reifen Früchten erscheinen schon wieder die neuen Blüthen und ver-
breiten weit umher ihren Balsamduft. — Der Feigenbaum wächst
in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern ohne alle
Erde hervor. Er wird in gutem Lande so groß wie unsere Birnbäume.
Die Bauern bringen die Feigen zum Verkauf in die Städte, wo die
Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschtllten. Sie
lassen sie getrocknet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28 Pfund
hält, und so kommen sie in den Handel. — In den mittleren Pro-
vinzen Portugals ist der Ölbaum so häufig, daß man zuweilen ganze
Tagereisen macht, ohne einen andern Baum anzutreffen. Seine Früchte
sind zwar kleiner, als die spanischen Oliven, aber sie geben ein