1853 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
264
zurückzukehren und zu sehen, ob er nicht einen Sinkenden hakten oder
einen Vergrabenen hervorscharren könnte, und konnte er nicht helfen,
so setzte er in ungeheuren Sprüngen nach dem Kloster hin und holte
Hülfe herbei. Als er kraftlos und alt ward, sandte ihn der wür-
dige Prior nach Bern, wo er starb und in dem Museum auf-
gestellt wurde.
11. Der Alpenjäger.
Willst du nicht das Lämmlein hüten?
Lämmlein ist so fromm und sanft,
Nährt sich von des Grases Blüthen
Spielend an des Baches Ranft.
„Mutter, Mutter, laß mich gehen,
Jagen auf des Berges Höhen!"
Auf der Felsen nackte Rippen
Klettert sie mit leichtem Schwung,
Durch den Riß zerborstner Klippen
Trägt sie der gewagte Sprung.
Aber hinter ihr verwogen
Folgt er mit dem Todesbogen
Willst du nicht die Heerde locken
Mit des Hornes muntrem Klang?
Lieblich tönt der Schall der Glocken
In des Waldes Lustgesang. —
„Mutter, Mutter, laß mich gehen,
Schweifen auf den wilden Höhen!"
Willst du nicht der Blümlein warten,
Die im Beete freundlich steh'n?
Draußen ladet dich kein Garten;
Wild ist's auf den wilden Höh'n!
„Laß die Blümlein, laß sie blühen,
Mutter, Mutter, laß mich ziehen!"
Und der Knabe ging zu jagen,
Und es treibt und reißt ihn fort,
Rastlos fort mit blindem Wagen
An des Berges finstern Ort;
Vor ihm her mit Blitzesschnelle
Flieht die zitternde Gazelle.*)
Jetzo auf den höchsten Zinken
Hängt sie, auf dem höchsten Grat,
Wo die Felsen jäh versinken,
Und verschwunden ist der Pfad.
Unter sich die steile Höhe,
Hinter sich des Feindes Nähe.
Mit des Jammers stummen Blicken
Fleht sie zu dem harten Mann,
Fleht umsonst, denn loszudrücken
Legt er schon den Bogen an.
Plötzlich aus der Felsenspalte
Tritt der Geist, der Bergesalte.
Und mit seinen Götterhänden
Schützt er das gequälte Thier.
„Mußt du Tod und Jammer senden/
Ruft er, „bis herauf zu mir?
Raum für alle hat die Erde,
Was verfolgst du meine Heerde?"
Wiockerhoiunasfraken!
Zeichnen und Beschreiben!
12. Italien.
Wohlauf also, nach Italien, der grossen Halbinsel, die sich
hier südöstlich von der Schweiz in Gestalt eines Stiefels weit in
das mittelländische Meer hinausdehnt. Auf der West- und Süd-
seite ist Italien vom mittelländischen, auf der Ostseite vom
adriatischen Meer eingeschlossen. Gegen Norden grenzt es an die
schweizer und tyroler Alpen, gegen Westen an die franzö-
sischen Gebirge.
Zwei grosse Flüsse durchströmen Italien in Norden: der Po und die
Etsch. Der Po ist ein mächtiger Strom, der an der französi-
schen Grenze in den Alpen in einer Höhe von 6000 Fuss ent-
') Gemse.