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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 279

1853 - Essen : Bädeker
279 und Norwegen gemacht wird und einen Hauptartikel des Handels mit den Lappländern bildet. Viel von diesem Tuche wird auch von den Küstenlapplandern gewoben, die es gegen Rennthierfelle an die Gebirgslappen vertauschen, um aus den Fellen ihre Winterkleider und Betten zu machen. Das von ästigen Birkenstämmen unterstützte Zelt bildet die einzige Wohnung, und unter diesem schwachen Gedeck hält der Lappländer die lange dauernde, strenge Kälte der Wintermonate in den in- neren Gegenden aus. Die Höhe des Zeltes ist ungefähr 6 Fuß, und der ganze Umfang des Innern übersteigt selten 15 bis 18 Fuß. In diesen engen Raum drängen sich der Lappländer, sein Weib und seine Kinder und sehr oft eine zweite Familie, die Mitbesitzer der Heerde ist, zusammen und lassen noch Ecken für ihr einfaches Hausgeräth, als Näpfe, eiserne Töpfe, Löffel, hölzerne Kästchen u. s. w. übrig. Dabei bleibt immer noch ein Plätzchen für die Hunde, die treuen Wächter der Heerde, welche ich zu Zwanzigen als Genossen eines Zeltes gesehen habe, wovon freilich viele auf den Leibern ihrer Herren eine bequeme Ruhe- stätte fanden. In der Mitte ist das Feuer, von einigen großen Stei- nen eingeschlossen; ein Theil des Rauches geht oben durch die Öffnung des Zeltes, der übrige erfüllt den untern Raum fast immer mit einer dichten Wolke, hüllt die Bewohner gänzlich ein, daß der Eintretende sie kaum erkennt, und fällt dem Fremden beißend auf die Augen. Mir war der höchste Grad von Kälte noch erträglicher vorgekommen, als eine Stunde ist einem lappischen Zelte. Oben an der Spitze des Zeltes, dicht an der Öffnung für den Rauch, ist eine Art Reck aufgehangen, worauf die Käse gelegt werden, um schneller zu trocknen. Das Innere des Zeltes ist gewöhnlich mit Birkenzweigen, an welchen das Laub gelassen ist, bestreut und darauf eine Decke von Rennthierfellen gelegt, welche dem Lappländer in allen Jahreszeiten zum Bette dient. Der einzige Eingang zum Zelt ist durch eine schmale Öffnung oder einen Schlitz an der einen Seite, vor welcher ein Lappen hängt, welcher, in die Höhe gehoben, von selbst wieder in seine vorige Lage zurückfällt und die äußere Lust abhält. Der Lappländer ist sowohl von Natur als aus Noth ein Nomade. Da sein Unterhalt völlig von seinen Rennthieren abhängt, welche ganz frei und sich selbst überlassen sind, so kann man sagen, daß seine Bewegungen durch sie geleitet werden, und daß seine ganze Lebensweise durch sie bestimmt wird. Die Anzahl der Rennthiere, die zu einer Heerde gehören, ist von 300 bis 500 ; mit einer solchen Heerde kann ein Lappe sich Wohlbefinden und leidlich leben. Er kann im Sommer eine hinreichende Menge Käse machen für das Bedürfniß des Jahres, und im Winter kann er so viele Rennthiere schlachten, daß er und seine Familie fast beständig Fleisch essen können. Mit 200 Rennthieren kann ein Mann mit kleiner Familie sich so einrichten, daß er auskommt. Besonders malerisch und für Lappland charatteristisch ist der Anblick des Melkens, wenn sich die Heerde zur Abendzeit um das^ Zelt ver-
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