1853 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Pecco- und Haysan- und Karavanen-Thee, von dem in Europa
ein Pfund wohl über fünf Thaler kostet, nichts im Vergleiche zu jenem
kostbaren Kaiserthee, der unter dem günstigsten Himmelsstriche, auf
einem von Gräben umgebenen Berge und unter dem Schutze besonders
verpflichteter Wächter wachsend, für den Kaiser von China und
feinen Hof bestimmt ist, und gar nicht aus dem Lande ausgeführt
werden darf! Man wählt dazu die zartesten Blätter der ersten Triebe
bei der ersten Blätterlese im Februar, und erzählt, daß die Arbeiter,
welche die Blätter mit feinen Handschuhen pflücken, einige Wochen
vorher keine groben Nahrungsmittel genießen dürfen, damit ihr Hauch
nicht den feinen Wohlgeruch der zarten Blätter verderbe. Überhaupt
mag von der ersten Ernte wenig ausgeführt werden; die zweite und
dritte und vierte Lese im April und Mai und Juni ist gut genug für
die Barbaren — außerhalb des „himmlischen Reichs"!
Die einzelnen, sorgfältigst mit den reinsten Händen gepflückten
Blättchen werden untereinander in einer mäßig erwärmten metallenen
Pfanne oder über Wasserdampf zum Welken gebracht, dann auf eine
Matte geschüttet und noch heiß zwischen den Händen zusannnengerollt.
In dieser Gestalt kommt er zu uns über die See, oder durch Kara-
vanen über Rußland, als grüner oder schwarzer Thee, sorgfältigst ein-
gepackt in die mit Staniol ausgelegten Pappdosen, auf welchen man
in den buntesten Farben leibhaftige Chinesen, wie sie auf den Thee-
märkten erscheinen, abgebildet sehen und die wunderbaren chinesischen
Schriftzüge bewundern kann, welche den Namen des Erbauers und
des Landbezirks — gleich den Etiketten auf unseren Weinflaschen —
nennen. Der Leser aber mag sich nur in Acht nehmen, daß man ihm
nicht in England oder Rußland präparirte Schlehen- oder Eschenblätter
für Thee aus Kanton verkaufe. Und, spricht dann wohl einer oder
der andere, wie die Chinesen doch närrische Käuze wären, und wie
die kraft- und saftlose bittere Brühe, die höchstens nach den hinein-
gemischten Zimmetstengeln und Gewürznelken dufte, ohne diese und ohne
Zucker und Milch doch sicherlich nicht zu trinken sei — der vergesse
nicht, daß vielleicht keins der grünen Blättlein in der Kanne China
oder Japan jemals gesehen hat!
33. Der Kaffee.
Auf allen Tischen in aller Welt dampft der würzige braune Trank
aus den Bohnen von Mokka, Westindien oder 'Ostindien —
der Kaffee. Der Muselmann schlürft ihn, behaglich mit unterge-
schlagenen Beinen auf der Erde sitzend, aus kleinen Tassen ohne Zucker
und Milch zu seiner Pfeife Tabak; der feine Pariser genießt ihn in
seinen von Mold und Spiegeln glänzenden Cafts aus Tassen, dic
mindestens noch einmal so groß sind, als die unseren, und selbst des
armen sächsischen Erzgebirgers Familie sitzt Sonntags um den dam-
pfenden Topf mit brauner Flüssigkeit und trinkt zu den Erdäpfeln ihr