1853 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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alten Welt (Europa, Asien, Afrika) entgegengesetzt ist. Es hat
einen Flächenraum von etwa 700,000 Quadratmeilen mit etwa 60
Millionen Einwohnern. Umgeben wird es an allen Seiten von Meeren:
nach Osten vom atlantischen Meere, nach Süden vom südlichen
Eismeere, nach Westen vom großen Ocean und nach Norden vom
nördlichen Eismeere. Hier aber nähert es sich Asien (Sibirien)
von dem es nur durch die Behnngstraße geschieden ist. — Der
große Busen des atlantischen Meeres, der ungefähr in der Mitte den
Erdtheil Amerika verengt und gleichsam in zwei Theile theilt, heißt
von dem angrenzenden Lande der mexikanische Meerbusen. Was
nun südlich von diesem Meerbusen liegt, heißt Südamerika; und
was nördlich liegt, heißt Nordamerika, welches mit ersterem durch
die Landenge von Panama zusammenhängt; die Inseln aber in
dem mexikanischen Meerbusen nennt man Westindien. Man meinte
nämlich früher irriger Weise, jene Inseln seien nur ein Theil des be-
rühmten Ostindiens in Südasien; und weil man nach den Inseln
bei Amerika gen Westen, nach dem eigentlichen Indien aber gen Osten
fahren muß, so nannte man jene Inseln Westindien und das süd-
asiatische Land Ostindien.
Amerika ist sehr gebirgig. Das Hauptgebirge sind die Cor»
dilleras de los Andes, gewöhnlich bloß Cordilleren oder auch
Anden genannt, die sich von Nord- nach Südamerika hinziehen.
Früher hielt man den Chimborasso, eine der bedeutendsten Höhen
der Anden in Südamerika (20,100 Fuß) für den höchsten Berg;
aber jetzt weiß man, daß der Himalaya in Asien das höchste Gebirge
der Erde ist; denn er erreicht eine Höhe von 26,000 Fuß. Dagegen
kann kein Erdtheil in Ansehung der Ströme sich mit Amerika mesten.
Der Lorenzfluß und der Mississippi in Nordamerika gleichen bei
ihrem Ausflusse kleinen Meeren; der Orinoko in Südamerika ist 320
Meilen lang; aber bedeutender, als alle, ist der 720 Meilen lange
Amazonenstrom, der größte und wasserreichste Strom der ganzen Erde.
Nach der großen Ausdehnung Amerikas von Norden gen Süden,
wodurch es allen Erdstrichen angehört, ist auch das Klima sehr
verschieden, von der strengsten Kälte bis zur äußersten Hitze.
Bei dieser Verschiedenheit des Klimas besitzt Amerika fast alle
Produkte der übrigen Erdtheile, aber auch viele, die ihm ganz
eigenthümlich sind. Im Allgemeinen ist der Pflanzenwuchs Ame-
rikas gewaltiger als in den übrigen Erdtheilen; mit dem Grase in den
Prairien kann sich kein anderes an Höhe messen — mit den Riesen-
wäldern in Amerika, welche durch die unermeßliche Fülle alles über-
wuchernder Schlingpflanzen oft ein undurchdringliches Dickicht bilden,
lassen sich keine andere vergleichen. Dagegen fehlen dem Erdtheile die
gewaltigen Landthiere der alten Welt, wie der Elephant, das Ka-
mee!, das Nilpferd; auch die amerikanischen Raubthiere sind nicht
so wild und furchtbar für den Menschen als die Löwen, Tiger und