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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 317

1853 - Essen : Bädeker
— 317 Abend kamen sie wieder ins Fort zurück mit vierzehn hundert fri- schen Büffelzungen, die auf einen Haufen geworfen wurden, und wofür sie nur einige Gallonen Branntwein verlangten, die auch von ihnen alsbald ausgetrunken wurden. Dies geschah zu einer Jahreszeit, wo die Felle ohne Pelz und also das Abstreifen nicht werth waren. Die Prairieen sind der letzte Zufluchtsort ebensowohl der Büffel wie der Indianer, und die Gebeine von Leiden werden einst mit ein- ander daselbst bleichen. Der Streif Landes, der sich von Mexiko bis zum Winipegsee hinaufzieht, ist eine fast ununterbrochene Gras- ebene, die zum Anbau nicht taugt und taugen wird. Hier namentlich hausen die Büffel, und mit und neben ihnen hausen und blühen die Jndianerstämme. Wenn aber keine Büffel mehr da sind, kann auch kein Indianer hier leben, selbst wenn die Weißen seinen Stamm in Ruhe ließen. Ans diesen mit Büffeln so reich gesegneten Ebenen ffnden sich die schönsten indianischen Stämme; hier erscheint der Wilde in sei- nem reichsten Schmuck, und hier allein sind alle seine Bedürfnisse, man könnte sagen, luxuriös befriedigt. Hier ist er noch der stolze Krieger, voll Wildheit, aber auch voll Kraft und Seelengröße, ohne angelernte Bedürfnisse, ohne „Feuerwasser" und ohne die Laster, die ihm mit diesem von den Weißen zugekommen sind. Hier befanden sich noch vor 10 Jahren 300,000 Indianer, die vom Fleisch der Büffel lebten. Die mannigfache Verwendung aller Theile dieses Thieres ist für jeden, der nicht unter diesem Volke gelebt und seine Sitten kennen gelernt hat, fast unglaublich. Jeder Theil des Fleisches wird in einer oder der andern Form in Speise verwandelt, und davon nähren sie sich aus- schließlich. Der Pelz dieser Thiere dient ihnen anstatt der Män- tel, die gegerbten Felle brauchen sie zum Bedecken ihrer Hütten und zu Decken ihrer Schlafstätten; ungegerbte verwendet man zum Baue von Canoes*), zu Sätteln, Zügeln, Riemenwerk aller Art, zu Lassos* **); aus den Hörnern macht man Löffel und Trinkgeschirre; das Gehirn wird zum Gerben der Häute benutzt; die Knochen dienen zu Sattel- bäumen und Kriegskeulen, oder sie werden zerbrochen, um das in ihnen befindliche Mark zu erhalten; kurz — alle Theile dieses nützlichen Thie- res werden benutzt. Im Genusse dieses Thieres und ihrer Jagden gedenken sie nicht des Schicksals, das ihrer wartet. Dies unglückliche Volk mit seinen Jagden, seinen Wildnissen, sei- nen merkwürdigen Sitten und der ganzen Zahl seiner Büffel könnte nur fortdauern — wenn man den Verkehr mit den Weißen ihnen ab- schneiden könnte. Aber dies ist nicht mehr möglich: des Büffels Schick- sal ist besiegelt, und mit seiner Vertilgung müssen auch die rothen Män- ner untergehen, deren Väter die angestammten Herren dieser weiten Ebe- nen waren. Es muß so sein, denn dem wilden Jäger nimmt Gott das Land und giebt es dem Ackerbauer, der auf dem hundertsten *} Fahrzeuge oder Nachen der Indianer. **J Fangriemen zum Einfängen der Büffel und wilden Pferde.
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