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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 327

1853 - Essen : Bädeker
327 verursacht? Wer wird für dieses sonderbare Vergnügen noch Geld ausgeben und dazu die theuren Rauchgefäße — Tabakspfeifen genannt —, aus Meerschaum oder Porzellan, Maserholz oder Thon geformt, mit theuren Bernsteinspitzen versehen, sich anschaffen und sie mit Silber beschlagen und mit allen möglichen berühmten Männern und Frauen ausschmücken oder bemalen lassen? Wer wird sich dazu hergeben, seine Nase mit dem gehackten, beißenden Schnupftabake anzufüllen? Wer wird sich gar entschließen können, die abscheulichen braunen Tabaks- blätter in den Mund zu nehmen und mit Wohlgefallen zu kauen? Wer? — O, unsere jungen Leute können kaum warten, bis sie mit der Pfeife oder Cigarre im Munde ihr theures Geld in die Luft blasen dürfen, bis sie eine Dose in der Tasche haben; wer aber Tabakskauer sehen will, gehe nur auf die Schiffe zu den Matrosen, gehe nach Nordamerika, wo gar reputirliche Leute es nicht für ekelhaft halten, die saftigen braunen Tabaksknollen im Munde zu sichren! Ein wahres Tabaksfieber hat sich über die ganze civilistrte und uncivilisirte Welt verbreitet; der Türke und Chinese, der Araber wie der Mongole raucht mit dem feinen Pariser, dem deutschen Studenten und Handwerks burschen um die Wette. Alles raucht, schnupft, kaut Tabak. Nicht zu zählen sind die Millionen von Cigarren, die all- jährlich von jungen und alten Leuten, in dem Munde halb zerkaut, dem Feuer übergeben werden und in einen Rauch aufgehen, der nicht bloß die Augen verdirbt, sondern die Luft in Stuben und Gärten mit den Dünsten der verbrannten Tabaksblätter aus Havanna, Virgi- nien, Portorico u. s. w. verpestet! Nicht zu zählen sind die Tau- sende von Tabakssorten, von dem Portorico und Varinas bis zu dem Dreikreuzerpäckchen des österreichischen Dreikönigstabaks und den gedrehten Rollen des Berliner Kraustabaks herab, welche der erfinderische Menschengeist mit tausend sonderbaren Namen und Etiketten versehen hat! Seitdem im Jahre 1585 die Engländer zum ersten Male bei den Wilden in Virginien (in Nordamerika) thönerne Pfeifen gesehen, be- gann auch in Europa das Rauchen. Es half nichts, daß der dama- lige ftanzösische Gesandte am porttlgiesischen Hofe seiner Königin Ka- tharina von Medicis die Pfianzenblätter nur als Heilmittel für Wunden geschickt hatte; man hatte einmal angefangen zu rauchen , und die streng- sten obrigkeitlichen Befehle und Abmahnungen der Ärzte waren nicht im Stande, diese Unsitte zu verdrängen! Leider raucht und schnupft man jetzt allgemein, und selbst das Rauchen auf den Straßen ist in vielen Städten jetzt erlaubt. Man hat auch versucht, das für Ankauf des Tabaks außer Landes gehende Geld durch Tabakspflanzungen im Lande zu behalten, und zieht in der Pfalz, in Ungarn und in Sachsen Tabak; allein noch immer werden als die besten die ame- rikanischen Tabaksblätter, wohl getrocknet und in ungeheuern Fässern fest verpackt bei uns eingefichrt. Die Hauptsachen sind allerdings dann
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