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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 387

1853 - Essen : Bädeker
387 wollte den Cyrus mit seinen Persern vernichten. Er wurde von Cyrus geschlagen, seine Stadt Sardes von den Persern erobert und Krösus gefangen. Man errichtete einen Scheiterhaufen, um Krösus zu verbren- nen. In den Flammen schrie der Unglückliche: „O Solon! Solon! Solon!" — Cyrus wurde begierig zu wissen, wen er riefe, befahl den Scheiterhaufen zu löschen und den Krösus vorzuführen. Dieser erzählte: „O Cyrus! es werden wenige Menschen sein, die vom Glück so hoch erhoben und von ihm so tief gestürzt worden sind, als ich. Ich habe ein großes Reich beherrscht und war der reichste König von Asien. Ich glaubte auch, ich wäre der glücklichste. Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland, mit Namen Solon, zu mir. Ich ließ ihm alle meine Schätze zeigen und war eitel genug zu hoffen, er werde über meine Reichthümer erstaunen und mich glücklich preisen. Als er aber schwieg und das alles nur ansah, wie Sand und Kieselsteine, sagte ich zu ihm: Solon! du bist so weit in der Well herumgereist und hast so viele Menschen gesehen; sage mir: wen hältst du für den glücklich- sten? Solon antwortete: Einen Bürger von Athen, Tellus. Ich wunderte mich, daß er einen gemeinen Bürger mir vorzöge, und fragte weiter, warum er den für glücklich hielte. Er sprach: dieser Tellus hat sein genügendes Auskommen, gelangte glücklich und zufrieden zu einem hohen Alter und starb einen rühmlichen Tod für sein Vaterland. Er hatte ein schönes Ende. — Als ich das hörte, fuhr Krösus fort, konnte ich meinen Verdruß nicht länger halten, sondern sagte: Solon, so sehr verachtest du meine Glückseligkeit, daß du diesen mir vorziehest? Und Solon antwortete: O Krösus, in einer langen Zeit muß der Mensch vieles sehen, was er nicht zu sehen wünscht, und vieles leiden, was er gern abwenden möchte. Du, o Krösus, List ein Herr vieler Gi'ller und vieler Völler; aber ich werde dich nicht eher glücklich preisen, bis ich weiß, daß du auch ein glückliches Ende gehabt habest; denn man darf keinen Menschen vor seinem Ende glücklich prei- sen. — So sprach der Weise; aber ich verachtete ihn und ließ ihn nie wieder vor mich. Von der Zeit ging mir alles übel; mein ältester Sohn war stumm; mein zweiter ward mir von einem Freunde umge- bracht; alle Städte, Länder, Völker und Reichthümer habe ich verloren und bin jetzt selbst in deiner Gewalt. Nun weißt du, warum ich den Solon rief; mache jetzt mit mir, was dir gut scheint." Cyrus, hierdurch an den möglichen Wechsel des eigenen Schicksals erinnert, schenkte dem Krösus das Leben und behielt ihn als Freund und Rathgeber bei sich. 3. Das hölzerne Pferd. In uralter Zeit belagerten die Griechen die Stadt Troja, welche unweit der Küste, in Kleinasien lag. Viele griechische und troja- nische Helden verloren dabei ihr Leben. Nachdem die Griechen lange erfolglos die Stadt bestürmt hatten, rieth ein Seher, es nunmehr 25---
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