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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 411

1853 - Essen : Bädeker
411 Türken zu befreien. Wo Peter von Amiens hinkam, predigte er mit lauter Stimme die Leiden der Christen im gelobten Lande und sprach: „Christus, der Herr, ist mir erschienen und hat zu mir geredet: „„Wohlan, Peter, richte aus, was du begannst, und ich werde mit dir sein, denn die Stunde ist gekommen, daß mein Tempel gereinigt werde."" Da übermannte in jener harten Zeit voll Raub, Mord, Fehde und wilder Gewalt alle Herzen ein mächtiger Drang. Jung und Alt, Mann und Weib, Reich und Arm, Adel und Knechte stan- den auf, um ins gelobte Land zu ziehen, zum Kriege gegen die Ungläubigen. Der Papst, Urban Ii., berief 1095 eine große Kirchenversamm- lung nach Clermont in Frankreich. Da waren 14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe, 400 Äbte und Fürsten und Laien ohne Zahl. Mit begeisterter Rede forderte er das Volk zur Befreiung des heiligen Grabes auf. Und es horchte in Thränen und Seufzern und rief wie aus einem Munde: „Gott will's! Gott will's!" Da heftete sich jeder ein rothes Kreuz auf die rechte Schulter und machte sich zur kriegerischen Wallfahrt bereit, welche davon „der Kreuzzug" heißt. Da schenkte mancher reiche Herr all' sein Hab und Gut an Kirchen ind Klöster und wollte kein Eigenthum mehr haben, als das Schwert zu Christi Ehre. Niemand dachte mehr an Haus, Hof und Vater- land, Eltern und Kinder, sondern nur ans ferne Morgenland. Bald hatten sich viele Haufen Volks gesammelt, theils aus religiöser Ge- sinnung, theils aus Neugier und Gewinnsucht, theils aus Kampf- und Veränderungslust. Diese Schaaren — ohne rechte Waffen, wie ohne Zucht und Ordnung — folgten einem Anführer, Ritter Walter von Habenichts und dem Einsiedler Peter von Amiens — aus Frankreich durch Deutschland. Das Treiben dieser zügellosen Haufen war schrecklich; denn sie erschlugen die Juden in Deutschland, wo sie dieselben fanden. Sie regten durch ihre Gewaltthaten die Ungarn und Griechen so gegen sich auf, daß die wenigsten von ihnen Asien sahen. Im ersten Kampfe mit den Türken wurden auch diese wenigen bis auf 3000 aufgerieben, mit denen Peter von Amiens nach Con- stantinopel zurückkehrte, um dort das nachfolgende Kreuzheer zu erwarten. Indessen hatte jene religiöse Begeisterung allmählig auch die deut- schen Herzen durchdrungen. Da schaarte sich im Jahr 1096 ein zahl- reiches Heer von Kreuzfahrern, wohlgerüstet und in guter Zucht, rings um den frommen Gottfried von Bouillon, Herzog von Nie- derlothringen; mit ihm zogen noch viele tapfere Helden, an welche sich wieder viele Krieger anschlossen. So stand fast eine halbe Million Menschen in Wehr und Waffen, alle von einem einzigen Gedanken durchdrungen, alle im festen Vertrauen, daß Gott ihnen den Sieg geben werde. So zogen sie in die Länder gen Aufgang. Sie er- reichten glücklich Kleinasien, aber Seuchen, Hunger und das Schwert
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