1853 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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England wollte diesen Mann für sich gewinnen, und ernannte ihn
zum Oberpostmeister der amerikanischen Besitzungen; allein er blieb
dennoch der Sache seines Vaterlandes ergeben. Bei dem Ausbruche
der Mißhelligkeiten zwischen England und Amerika reiste er nach Lon-
don und vertheidigte hier die Rechte seiner Landsleute mit eben so
großer Weisheit als Freimüthigkeit. Als er im Jahre 1778 wegen
Abschließung eines Bündnisses mit Frankreich nach Paris kam, ge-
rieth die ganze Stadt in freudige Bewegung; jeder wollte den aus-
gezeichneten Amerikaner sehen. Nicht selten saß der ehemalige Buch-
drucker mit dem Könige zu Tische. Bei seiner Aufnahme in die
Gelehrtenversammlung Frankreichs ward er, als Erfinder des Blitz-
ableiters und Befreier des Vaterlandes, mit dem eben so schönen als
wahren Verse bewillkommnet: „dem Himmel entriß er den Blitz,
den Tyrannen das Scepter!"
Franklin starb, allgemein verehrt und bewundert, in seinem 81. Jahre.
Merkwürdig ist noch die Grabschrift, die er sich selbst setzte: „Hier
liegt der Leib Benjamin Franklins, eines Buchdruckers, als Speise
für die Würmer, gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem
der Inhalt herausgenommen, und der seiner Inschrift und Vergoldung
beraubt ist. Doch wird das Werk selbst nicht verloren sein, sondern
einst wieder erscheinen in einer neuen, schönern Ausgabe, durchgesehen
und verbessert von dem Verfasser."
29. Napoleon Buonaparte.
(1800.)
Napoleon Buonaparte ward geb. den 15. Aug. 1769 aus
der kleinen Insel Corsica im mittelländischen Meere, nicht auf
einem Throne, sondern als der zweite Sohn eines Rechtsgelehrten aus
einer alten adeligen, aber armen Familie; seine Mutter war Lätitia,
eine der schönsten Frauen ihrer Zeit. Er war stüh schon ganz ein
Corse, voll trotziger, unbeugsamer Hartnäckigkeit, unruhigen, kriegerischen
Geistes, leicht entflammt zum Zorn, leidenschaftlich in seinem Hasse
und sehr ehrgeizig. Auf den Kriegsschulen zu Brienne und Paris
zeichnete er sich durch treue Erfüllung seiner Pflichten, durch strengen
Gehorsam und fleißiges Studium vor vielen seiner Mitschüler aus.
Schon im 17. Jahre ward er Lieutnant in einem Artillerieregiment.
Da begannen am Ende des vorigen Jahrhunderts die Stürme der
französischen Revolution (1789), und der Jüngling, der auf seiner
heimathlichen Insel die ersten Waffenthaten ablegte, der durch den
Umfang seiner Kenntnisse, seinen vortrefflichen Geist und seine unge-
wöhnliche Urtheilskraft sich schon große Achtung erworben hatte, fühlte,
daß eine Zeit komme, da für große Geister keine Schranken der Ge-
burt beständen. Bei der Belagerung der wichtigen Stadt Toulon,
welche die Engländer eingenommen hatten, war es seine Einsicht, Thä-
tigkeit, Unerschrockenheit und Ruhe, welcher man die Einnahme der