1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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zweite Herr: „Und ich bin Euer Gabriel und dieß ist meine Frau und ich
habe bisher großen Kornhandel in Warschau getrieben." Nachher sprach
der Dritte. „Und ich bin Euer Veit und komme aus Ostindien, wohin
-ich dreimal mit allerlei Waaren reifete, und habe aus den Zeitungen den
Aufenthalt meiner Brüder erfahren und mir ein Landgut bei Warschau
gekauft. Nun kommen wir und wollen Euch mit uns nehmen und Euer
rm Alter pflegen." Da weinte der graue Hansjörg Freudenthränen am
Halse seiner vielgeliebten Kinder und segnete sie und ihre Weiber. „Ja!
riefen die Söhne, Ihr müßt bei uns wohnen, denn Euch nur find wir
unser Glück schuldig. Hättet Ihr uns nicht gelehrt, Moos und Lumpen,
Knochen und Haare, Kräuter und Federn, Baumsamen und Rosenblätter
und dergleichen zu sammeln und zu benutzen: so wären wir noch heute
arme Bettler. Aber wir haben Euren Spruch uns oft vorgebetet, wenn's
uns sauer ward:
Bettelbrod ist bittere Noth,
Diebesbrod ist Galgcntod,
Aber Arbeit segnet Gott!
und dann ging's!" Also sprachen die frommen Söhne und nahmen ihren
hochbeglückten Vater mit sich und vermachten das Geld, so er beim Kauf-
mann hatte, an die Gemeindekaffe zur besseren Besoldung des Schul-
lehrers, und lebten Alle froh und vergnügt.
Da standen die Bauern da und sperrten die Schnäbel auf, und
wußten nicht, wie das Ding zugegangen. Und der klügste von den
Dummen sagte, indem er bedenklich den Kopf schüttelte: „Der Hansjörg
muß mit dem Teufel einen Bund gemacht haben, wie könnte er sonst zu
so vielem Reichthum kommen?" Aber der junge Leser weiß es besser, wie
Hansjörg dazu kam und mag sich an dessen drei Söhnen ein lehrreiches
Beispiel nehmen. Zschokke.
45. Wergalte arme Richard, oder die Kunst reich
zu werden.
Benjamin Franklin wurde im Jahre 1706 den 17. Januar zu
Boston in Amerika geboren. Früh war er seinen unbemittelten Eltern
im Lichterziehen und Seifensieden behilflich, welchem Geschäft er
sich dann auch widmen sollte. Schon in seinem elften Jahre las er
so gern, dass er alles Geld, was er bekam, auf den Ankauf nützlicher
Bücher verwendete. Er las aber nicht zum Zeitvertreib, sondern um
seinen Verstand und sein Herz auszubilden. Als er 12 Jahre alt
war, erlernte er bei seinem Bruder die Buchdruckerkunst, reiste in
seinem siebenzehnten Jahre nach Philadelphia, arbeitete daselbst bei
einem Buchdrucker, las lehrreiche Bücher, übte sich in Anfertigung
schriftlicher Aufsätze und bildete sich immer mehr zu einem ver-
ständigen einsichtsvollen Manne aus. ln der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts erfand er den Blitzableiter. Bei seinen Mitbürgern gewann
er ein solches Ansehen und Vertrauen, dass er mehrmals in wichtigen
Staatsangelegenheiten nach England und Frankreich geschickt wurde.
Er starb 17^0 am 17. April. Seine Schriften enthalten einen solchen
Schatz von Lebensweisheit, dass sie gewiss zu den vorzüglichsten
ihrer Art gehören. Besondere sind die Lehren des armen alten Ri-
chard so schön und treffend, dass sie in jeder Familie bekannt zu
sein verdienen. Folgendes ist das Wichtigste daraus. Einst, so
erzählte Franklin, hielt ich mit meinem Pferde an einem Orte an,
wo sich einer Öffentlichen Versteigerung wegen eine Menge Menschen
versammelt halten. Es war noch etwas früh; die Leute sprachen
von den schlechten Zeiten und einer davon wandte sich an einen