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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 51

1855 - Mainz : Kirchheim
51 ihn auf einen Stuhl am Bette, banden einen Bindfaden daran und knüpften diesen ganz leise um Leopolds Arme. Er sah sich betroffen um, und das Erste, was ihm in's Auge siel, war — der Stein auf dem Stuhle. Anstatt diesen im Stillen abzuknüpfen und aufzustehen, hob er ein fürchterliches Geheul an. Die ganze Familie lief zusammen, und selbst der ernsthafte Vater mußte von ganzer Seele lachen, als er den Langschläfer, an einen Stein gebunden, so da liegen und wie ein kleines Kind heulen sah. „Den Spott und die Schande," sagte der Vater, „hast du verdient, und ob ich gleich sonst Neckereien unter Geschwistern nicht liebe; so will ich doch nicht abwehren, wenn sie dich bei der ersten ähnlichen Veranlassung wieder eben so heim- schicken, wie diesmal." Von der Zeit an setzte sich Leopold flugs auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen, wenn er nur leise geweckt wurde, und oft erwachte er früher als seine Geschwister von selbst, weil ihm das Angebinde im Traume vorkam. Dadurch entwöhnte er sich des langen Schlafens und dankte es in der Folge seinen Geschwistern mit Hand und Mund, daß sie ihn auf eine so eigene Art gebessert hatten. 38. Iß nichts, was du nicht kennst. Ein Paar Knaben gingen an einem Bache spazieren, an dessen Ufer das Vieh einige Wurzeln von dem Wasserschierling heraus- getreten hatte. Die Knaben hielten die Wurzeln fürpastinakwurzeln^ aßen mit großem Vergnügen davon und gingen dann nach Hause. Der eine, ein sechsjähriger hübscher Junge, war kaum ein Paar Minuten zu Hause gewesen, als er schon über schreckliche Schmerzen im Magen klagte. Dann fing sein ganzes Gesicht fürchterlich an auszusehen, bald fühlte und hörte und sah er nichts mehr, er ver- drehte die Augen und knirschte mit den Zähnen, welche er jedoch nicht auseinander bringen konnte. Aus seinen Ohren strömte Blut. An seinem Herzen fühlte man einen großen Klumpen, welcher stark klopfte, besonders wenn man die Hand daran hielt, und öfters schien es, als wenn er sich erbrechen wollte, welches aber nicht an- ging, weil der Mund fest verschlossen war. Am ganzen Leibe hatte er die entsetzlichsten Zuckungen und verdrehete die Glieder so fürchter- lich, daß es Niemand ansehen konnte. Oft bog er den Kovf hinten über, und den Rücken machte er so krumm, wie einen Bogen. End- lich fiel er in einen festen Schlaf, aus welchem ihn nichts erwecken konnte — er starb. Nach seinem Tode fingen das Gesicht und der Bauch an aufzuschwellen, an den Augen war ein blauer Ring, und aus dem Munde floß ein grüner Schaum, welcher so oft wiederkam, als er abgewischt wurde. Der andere Knabe, welcher ein Paar Jahre älter war, starb auf eben diese Weise. — Man hatte zwar Aerzte herbeigerufen, aber die unglücklichen Kinder konnten nicht mehr gerettet werden. Schnabel. 4 *
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