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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 74

1855 - Mainz : Kirchheim
74 Was meinst du, ist es zu viel, wenn ich annehme, die Auslagen für die Nahrung, Kleidung, Wäsche und an- dere Bedürfnisse eines Kindes betragen Tag für Tag einen Sechser?" — „O nein," antwortete das ermuthigte Schulmädchen, — „ ich glaube, ein Sechser ist eher zu wenig." — „Nun, wie viel Tage hat ein Monat?" — Man rechnet den Monat gewöhnlich zu dreißig Ta- gen. — „ Also wie viel Sechser kostet das Kind in einem Monate?" — „Dreißig Sechser oder drei Gul- den." — „Und wie viel Monate hat das Jahr?" — ,/Zwölf, — also sind es in einem Jahre 36 Gulden." — „Gut, meine brave Rechnerin! Aber wie alt bist du jetzt?" — „Zehn Jahre." — „Wie viel hast du also deinen Eltern bis jetzt gekostet, wenn du jährlich 36 Gulden kostetest?" — „Drei hundert und sechzig Gulden." „Recht gerechnet! Aber da wären noch zu rechnen die Auslagen für den Arzt und die Medicinen, wenn du er- kranktest, und dergleichen mehr. — Dann bedenke noch, mein Kind! die viele Arbeit, die die gute Mutter dei- netwegen zu verrichten hatte, und wie sie oft halbe oder ganze Nächte an deinem Krankenbettlein wachte, und die Sorgen und Mühen des Vaters für das gute Fortkom- men seiner Familie. Lassen sich nun die Liebe und die Sorgen und Kümmernisse der Eltern für ihre Kinder auch nach Geld berechnen und in Anschlag bringen?" — „O nein!" — „ Siehe — dies und vieles Andere, was Kinder von ihren Eltern empfangen, als z. B. die gute Erziehung, der christliche Unterricht u. dgl. lassen sich gar nicht nach Geldeswerth berechnen. — Jetzt, wie sollt ihr Kinder euern Eltern die vielen Auslagen und all' das Gute, das ihr seit dem ersten Tage eures Le- bens von ihnen genossen, abzahlen?" — „Dadurch, daß wir uns gut und brav aufführen, und ihnen recht viele Freude und gar keinen Verdruß machen." — „Ja, mein Kind! dies — die gute Aufführung ist die — Gott und euern Eltern liebste, beste Münze zur Abbezahlung." — Diese Rechnung, und diese und noch andere angefügte Lehren des ehrwürdigen Oberhirten hatten auf die Kin-
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