1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Was meinst du, ist es zu viel, wenn ich annehme, die
Auslagen für die Nahrung, Kleidung, Wäsche und an-
dere Bedürfnisse eines Kindes betragen Tag für Tag
einen Sechser?" — „O nein," antwortete das ermuthigte
Schulmädchen, — „ ich glaube, ein Sechser ist eher zu
wenig." — „Nun, wie viel Tage hat ein Monat?"
— Man rechnet den Monat gewöhnlich zu dreißig Ta-
gen. — „ Also wie viel Sechser kostet das Kind in
einem Monate?" — „Dreißig Sechser oder drei Gul-
den." — „Und wie viel Monate hat das Jahr?" —
,/Zwölf, — also sind es in einem Jahre 36 Gulden."
— „Gut, meine brave Rechnerin! Aber wie alt bist du
jetzt?" — „Zehn Jahre." — „Wie viel hast du also
deinen Eltern bis jetzt gekostet, wenn du jährlich 36
Gulden kostetest?" — „Drei hundert und sechzig Gulden."
„Recht gerechnet! Aber da wären noch zu rechnen die
Auslagen für den Arzt und die Medicinen, wenn du er-
kranktest, und dergleichen mehr. — Dann bedenke noch,
mein Kind! die viele Arbeit, die die gute Mutter dei-
netwegen zu verrichten hatte, und wie sie oft halbe oder
ganze Nächte an deinem Krankenbettlein wachte, und die
Sorgen und Mühen des Vaters für das gute Fortkom-
men seiner Familie. Lassen sich nun die Liebe und die
Sorgen und Kümmernisse der Eltern für ihre Kinder
auch nach Geld berechnen und in Anschlag bringen?" —
„O nein!" — „ Siehe — dies und vieles Andere,
was Kinder von ihren Eltern empfangen, als z. B. die
gute Erziehung, der christliche Unterricht u. dgl. lassen
sich gar nicht nach Geldeswerth berechnen. — Jetzt, wie
sollt ihr Kinder euern Eltern die vielen Auslagen und
all' das Gute, das ihr seit dem ersten Tage eures Le-
bens von ihnen genossen, abzahlen?" — „Dadurch, daß
wir uns gut und brav aufführen, und ihnen recht viele
Freude und gar keinen Verdruß machen." — „Ja, mein
Kind! dies — die gute Aufführung ist die — Gott und
euern Eltern liebste, beste Münze zur Abbezahlung." —
Diese Rechnung, und diese und noch andere angefügte
Lehren des ehrwürdigen Oberhirten hatten auf die Kin-