1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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4. Das Pferd und der Esel.
Einst trug auf seinem schmalen Rücken
Ein Esel eine schwere Last,
Die fähig war, ihn todt zu drücken.
Ein ledig Pferd ging neben ihm.
„Du hast
Auf deinem Rücken nichts," sprach das
geplagte Thier,
„Hilf, liebes Pferdchen, ach, ich bitte
dich, hilf mir!"
„Was chelfen?" sagt der grobe Gaul,
„Du bist der rechte Gast: du bist
ein wenig faul!
Trag zu!" — „Ich sterbe, liebes
Pferd,
Die Last erdrückt mich; rette mich!
Die Hälfte wär' ein Spiel für dich."
„Ich kann nicht!" sprach das Pferd.
Kurz, unter dem zu schweren Sack
Erlag der Esel. Sack und Pack
Warf man dem groben Rappen
auf.
Des Esels Haut noch oben drauf.
Gleim.
5. Dev Rabe.
Ein Rab' entwandte hie und da,
So viel er konnte: Gold und Ringe,
Band, Ohrgehäng' und hundert andre Dinge.
Als dies der klüg're Haushahn sah,
So fragt er ihn: „Ich bitte, sage mir,
Wozu nützt denn dies Alles dir?"
„Das weiß ich selbst nicht," sprach der Rabe,
„Ich nehme es nur, damit ich's habe."
Ein Geizhals und dies Thier thun Einerlei.
Der Geizhals sammelt gleich dem Raben:
Nicht, daß es ihm und Andern nützlich sey;
Nein, blos um viel zu haben. Hagedorn.
6. Die Grille und die Ameise.
Eine faule Grille sang
Einen ganzen Sommer lang
Und war immer ohne Sorgen
Für den lieben andern Morgen.
Weil der Sommer Nahrung hat,
Wurde sie auch täglich satt;
Aber als der Winter kam
Und der Flur das Leben nahm,
Da trieb sie der Hunger hin
Zu der Ameis': „Nachbarin,
Ich bin hungrig, gib mir doch
Ein klein wenig nur zu leben!
Deine Kammer hat ja noch
Großen Vorrath; und ich will
Alles ehrlich wiedergeben,
Mit den Zinsen, im Aprii." —
„Schwesterchen, wie brachtest du
Deine Zeit im Sommer zu?"
„Nachbarin, du weiht ja wohl:
Zch, die Freundin vom Apoll,
Sang bestàndig; hast du mich
Nicht vernommen? Und konnt'
ich,
Schwesterchen, was Besi'res
thun?" —
„Grillchen, nein; doch tanze
nun!"
Gleim.
7. Der alte Löwe.
Ein alter Löwe, der von jeher sehr grausam gewesen
war, lag krastios vor seiner Höhle und erwartete seinen
Hexp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. H