1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Worte „Frucht“ die Samenknollen gemeint, die oben am Kraute
hängen. Da es nun Herbst war und die Samenknollen waren
gelb, lud er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle
ein, wobei es hoch herging. Am Ende kam auch eine zugedeckte
Schüssel, und der Hausherr stand auf und hielt eine schöne Rede
an die Gäste, worin er sagte, er habe hier die Ehre, ihnen eine
Frucht mitzutheilen, wozu er den Samen von seinem Freunde,
dem berühmten Drake, mit der Versicherung erhalten habe, dass
ihr Anbau für England höchst wichtig werden könnte. Die Herren
kosteten nun die Frucht, die in Butter gebacken und mit Zucker
und Zimmt bestreut war; allein sie schmeckte abscheulich und
es war nur Schade um den Zucker. Daraus urtheilten sie Alle,
die Frucht könne wohl für Amerika gut sein , aber in England
werde sie nicht reif. Da liess denn der Gutsherr einige Zeit
nachher die Karloffelsträucher herausreissen und wollte sie weg-
werfen.
Aber eines Morgens im Herbst ging er auch durch seinen
Garten und sah in der Asche eines Feuers, das sich der Gärtner
angemacht hatte, schwarze runde Knollen liegen» Er zertrat
einen, und siehe, es duftete so lieblich, wie eine gebratene Kar-
toffel. Er fragte den Gärtner, was das für Knollen wären, und
dieser sagte, dass sie unten an den Wurzeln des fremden amen
rikanischen Gewächses gehangen hätten. Nun ging dem Herrn
erst das rechte Licht auf. Er liess die Knollen sammeln, zube-
reiten und lud dann die Herren wieder zu Gaste, wobei er wohl
wieder eine Rede gehalten haben mag, deren Inhalt gewesen
sein wird, dass der Mensch, wenn er bloss nach dem urtheilt,
was Oberfläche ist, und nicht noch tiefer gräbt, manchesmal gar
sehr irren könne. G. H. Schubert.
6. Dev Stechapfel.
Dieses Giftgewächs heißt auch Dornapfel, Rauapfel, Teufels-
apfel , Giftapfel, Krötenmelde, Tollkraut und wurde wegen der groß-
ßen , schönen und wohlriechenden Blume vor dreihundert Jahren nach
Deutschland gebracht und in die Gärten gepflanzt. Man dachte da-
mals nicht, daß man ein lebensgefährliches Gift in Deutschland ein-
führe. Der Stechapfel aber hat sich seitdem so vermehrt und ausgebreitet,
daß er setzt fast überall, auf gutem und auf schlechtem Boden, auf
Schutthaufen, an Wegen, Zäunen u. s. w. als Unkraut wächst. Die
Pflanze entsteht im Frühlinge aus dem im Herbste zuvor ausgefallenen
Samen, blüht vom Juni bis in den Herbst und bringt vom «September
an reifen Samen. Sie wird 1 bis 3 Fuß hoch, breitet ihre Aeste
weit aus und hat große, dunkelgrüne, ausgezackte Blätter. Die Blüthe
ist weiß und trichterförmig und sitzt immer in einer Astgabel. Die
Frucht ist einem Apfel ähnlich und mit kurzen Stacheln besetzt.
Zerquetscht man Blätter, Blüthen oder den weichen Stengel, so