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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 121

1855 - Mainz : Kirchheim
121 Bei manchen Schlangen tobtet dieser Biß aus der Stelle, bei andern er- folgt der Tod erst einige Zeit nachher; bei noch andern bringt der Biß bloß Geschwulst hervor, oder tobtet nur zuweilen. Die Wilden essen selbst giftige Schlangen ohne Nachtheil, wenn diese nicht etwa sich selbst ge- bissen haben. Hebel. 17. Die Riesenschlange. Ein holländischer Offizier, der sich in Ceylon aufhielt, erzählt: ,,Ich wohnte am Ende der vornehmsten Stadt dieser Insel und hatte die Aussicht auf den naheliegenden Wald. Nicht weit von meiner Wohnung war ein kleiner Hügel, auf welchem drei bis vier Palmbäume standen, deren Anblick mir alle Morgen viel Vergnügen machte. Als ich einstmals des Morgens meine Augen auf sie ge- richtet hatte, schien mir ein dicker Zweig auf demselben allerlei wunderliche Bewegungen zu machen; er drehte sich von einer Seite zur andern, neigte sich auf die Erde herab, hob sich wieder in die Höhe und verlor sich unter den andern Zweigen. Kein Wind wehte, die Luft war gänzlich still, und ich hatte allerhand Gedanken über diese Erscheinung, als mich ein Ceylonese besuchte. Ich zeigte ihm, was mich in Verwunderung setzte. Er sah nach den Bäumen hin, wurde ganz blass im Gesichte und wollte vor Schrecken zur Erde sinken. Er bat mich, dass ich den Augenblick alle meine Fenster und Thüren zumachen und verriegeln sollte; denn was ich für den Zweig eines Baumes halte, sei eine ungeheure Schlange, die sich an solchen Bewegungen belustige. Ich erkannte bald, dass er recht hatte; denn nicht lange darauf sah ich, dass sie ein kleines Thier von der Erde haschte und mit sich unter die Zweige des Baumes nahm. Wir versammelten uns hierauf, zwölf Personen an der Zahl, und ritten wohlbewaffnet hinter ein dichtes Gebüsch , wo wir die Schlange mit unsern Flinten erreichen konnten. Als wir sie nun in der Nähe betrachteten und ihre ungeheure Grösse wahrnahmen, er- griff uns alle ein Schauder, und keiner wagte einen Schuss zu thun, weil man sie zu verfehlen fürchtete. Alle Ceylonesen, die bei mir waren, gestanden, dass diese Schlange alle, die sie je gesehen hätten, an Grösse überträfe. Sie war dicker als der Leib eines mageren Menschen, schien aber nicht fett zu sein, und war im Verhältniss ihrer Dicke sehr lang. Mit ihrem Schwanz hing sie sich an einen der obersten Zweige des Baumes und mit dem Kopfe reichte sie bis zur Erde. Sie war ausserordentlich geschwind und machte in einem Augenblicke mit ihrem Körper tausend Wendungen. Sie kam herab, wickelte den Schwanz um den Stamm des Baumes, legte sich der Länge nach auf die Erde und in einem Augenblicke hatte sie sich unter den Aesten des Baumes verloren. Mitten unter diesen Luft- sprüngen sahen wir, dass sie sich mit ungemeiner Schnelligkeit zu- rückzog und sich in die Zweige hinlegte. Wir bemerkten bald die Ursache hievon; ein kleiner Fuchs , den sie unstreitig gesehen hatte, wollte unter dem Baume vorbeigehen; allem die Schlange schoss auf ihn herab und hatte ihn in einigen Augenblicken ausgesogen. Mit ihrer breiten, schwärzlichen Zunge leckte sie an seinem Fleische herum und legte sich auf die Erde gemächlich nieder; doch, blieb der Schwanz immer um den Stamm des Baumes gewickelt. Wir betrachteten sie genau, und als wir uns an ihrem Anblick satt ge- sehen hatten, schossen ivir nach ihrem Kopfe; allein wir trafen sie nicht, und sie verrieth auch nicht die geringste Furcht, sondern
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